27.5.08

Funny Games U.S.


USA, Frankreich, GB, Ö, BRD, I 2007 (Funny Games U.S.) Regie: Michael Haneke mit Naomi Watts, Tim Roth, Brady Corbet, Michael Pitt, Devon Gearhart 112 Min. FSK ab 18

Schon das Original aus dem Jahre 1997 war ein komplexes, raffiniertes, aber auch erschütterndes und verstörendes Spiel mit der Gewalt (-darstellung). Dabei wollte der Österreicher Haneke diesen Film eigentlich schon immer in Englisch drehen. So folgt nun konsequent ein sehr identisches Remake. Selten traf der Name besser zu, als bei dieser Eins-zu-Eins-Neuverfilmung. Nur die Schauspieler wurden ausgetauscht, die sind nach Haneke allerdings auch tatsächlich austauschbar.

Und gerade diese dreiste Weigerung zur Modernisierung erlaubt einen spannenden Vergleich zum Stand der Gewalt, beziehungsweise zum Stand der Gewaltrezeption im fiktionalen Film. 1997 sagte Haneke: „Ich versuche Wege zu finden, um Gewalt als das darzustellen, was sie immer ist - als nicht konsumierbar. Ich gebe der Gewalt zurück, was sie ist: Schmerz, eine Verletzung anderer."

Ein Familie fährt in Urlaub, alles ganz normal, außer dass ihr Urlaubshäuschen anderswo als üppige Villa durchgehen würde. In den Alltag mit nervigen Details und Routinen brechen zwei schleimig freundliche Jungens mit weißen Handschuhen ein, die irgendwann den Spaß an der latenten Gewalt verlieren und die Familie in ihrem eigenen Ferienhaus kidnappen. Sie kann noch bis zum Morgen überleben - wenn sie sich gut benimmt.

Trotz des Aufkommens einer ganzen Plage von Gewaltfilmen wie „Saw“ und „Hostel“ bleibt „Funny Games“ alles andere als lustig. Hanekes Spiel besteht darin, dass er Ernst macht und seinen Zuschauern keinen Ausweg, keine Scherze, keine musikalische Ablenkung, keine einfache Lösung erlaubt. Dabei ist der Film alles andere als Realismus: Er spult sich selbst einmal zurück - gerade als etwas Hoffnung auf konventionelle Gerechtigkeit aufkommt. Die Akteure sprechen in die Kamera, direkt zum Zuschauer, der schon lässt mitgefangen ist in diesem Spiel. So funktioniert „Funny Games“ als Erstlings- oder als Wiederholungstat gleichermaßen.