Großbritannien 2019 (Military Wives) Regie: Peter Cattaneo, mit Kristin Scott Thomas, Sharon Horgan, Emma Lowndes 112 Min. FSK ab 6
Nun wissen wir endlich, weshalb all diese Männer weltweit in all diese Kriege ziehen: Damit ihre Frauen zu Hause beim Sozialprogramm Zickenkrieg machen können! Bitterer Hohn beiseite, ist „Mrs. Taylor's Singing Club" ein thematisch und handwerklich sehr mäßiges Filmchen um Strohwitwen und ihre Gesangsvereine von Peter Cattaneo, der im letzten Jahrhundert „Ganz oder gar nicht" inszenierte.
Lisa (Sharon Horgan) soll auf der britischen Army-Base diesmal die Frauen beschäftigen, während ihre Partner in Afghanistan rumballern. Weil manche der modernen Cowboys verletzt oder ganz und gar nicht vom monatelangen Einsatz nach Hause kommen, muss nämlich für Ablenkung gesorgt werden. Bei Frauen, die anscheinend kein eigenes Leben haben. Doch in Lisas Einsatz grätscht die erfahrene Offiziersgattin Kate Taylor (Kristin Scott Thomas) rein: Alle sollten nach ihrer Pfeife tanzen und im Chor will sie Takt und Lieder angeben.
Dieser kleine Zickenkrieg („die verhalten sich wie meine Eltern vor der Scheidung") sieht sich mit dem nicht sehr engagierten Schauspiel von Kristin Scott Thomas und Sharon Horgan mäßig komisch an. Ganz im Ton vergreift sich der Film allerdings, wenn es ans Eingemachte geht. Denn der Grund für Kates nervigem Aktionismus ist unterdrückte Trauer darüber, dass ihr Sohn von der letzten Kampagne" nicht zurückkam. Ein Euphemismus dafür, dass er das letzte mörderische Kriegsspiel seiner Regierung nicht überlebt hat.
Regisseur ist immerhin Peter Cattano, der mit „Ganz oder gar nicht" (1997) und „Lucky Break - Rein oder raus" (2001) zumindest zwei gelungene britische Komödien hingelegt hat. Spätestens wenn das Vorsingen, das bei diesem Brit-Coms eigentlich Standard ist, ausfällt, wird man jetzt misstrauisch. Die meisten Figuren bleiben oberflächlich, selbst der unvermeidliche Trauerfall berührt nicht. Nur die Sing-Stimmen sind besser als das Schauspiel. Trotzdem geht es nicht ohne irgendein öffentliches Finale. Dieses tatsächlich in der Albert Hall stattgefundene Ereignis ist wohl der Grund, warum diese Geschichte verfilmt wurde. Und die folgende Gründung vieler Strohwitwen-Gesangsvereinen auf britischen Militär-Stützpunkten. Dazu entgleitet das Finale noch militaristisch. Eigentlich hätten sie statt der Sätze aus den Briefen an die Heimat alle „Lili Marleen" singen können - eine Entwicklung seit diesem Krieg gibt es nicht.