USA 2020 (The Witches) Regie: Robert Zemeckis, mit Octavia Spencer, Anne Hathaway, Jahzir Bruno, Stanley Tucci 104 Min.
In einer zweiten Verfilmung von Roald Dahls Kinder- und Fantasy-Roman „Hexen hexen" gibt es eine Verlagerung vom kindgerechten Grusel-Spaß zum Effekt-Feuerwerk für Ältere. Eine schrille Anne Hathaway kann als Oberhexe in Robert Zemeckis' Neuauflage ihrer Vorgängerin Anjelica Huston aus der 1990er Verfilmung von Nicolas Roeg nicht das vergiftete Wasser reichen.
Der Waisenjunge muss nicht nur mit dem Verlust der Eltern und dem Umzug zur liebevollen Großmutter fertig werden – er trifft im Dorfladen des ländlichen Alabamas auch noch auf eine Hexe. Die weise Oma und Heilerin flieht sofort in ein Luxushotel, denn „die Hexen schnappen sich nur die armen Kinder", die keiner vermisst und die keine Lobby haben. Doch ausgerecht hier im Seebad treffen sich Hexen gerade für einen großen Kongress. Und der Junge wird in eine sprechende Maus verwandelt...
Wenn Großmutter mit gleich mehreren Mäusen verhindert, dass die Oberhexe mit ihrem Gift aus dem Flacon 86 alle Kinder in Mäuse verwandelt, spielt Anne Hathaway („Les Misérables", „Ocean's 8") das vor allem schrill und überspannt. Der anfängliche Reiz einer ungewöhnlichen Rolle für die populäre Darstellerin verfliegt schnell. Was durchaus funktioniert, ist die Spannung, nachdem der Held in eine Maus verwandelt wurde. Dann nimmt die eigentliche Geschichte Fahrt auf und unterhält ohne weitere besonderen Verdienste.
Zuerst fällt in der Neuverfilmung durch Robert Zemeckis („Forrest Gump") die andere Situierung der Geschichte auf: Erzählt von Chris Rock ist dies eine afro-amerikanische Version des Ronald Dahl-Romans mit einem kleinen Lehrgang in afroamerikanischer Musik. Aus britisch-norwegischen Figuren werden dunkelhäutige US-Amerikaner. Tatsächlich irritierend ist hingegen ein ästhetischer Realismus in der Darstellung, ein Ernst in der Konzentration auf spektakuläre Effekte, die den spielerischen Charme des Originals erstickt. Das Auseinanderklaffen des riesigen Mundes mit den spitzen Zahnreihen bei der Oberhexe ist nicht mehr schauriger Spaß, das ist schon tiefgehender Horror wie von Stephen King. Das passt zu Guillermo del Toro („Shape of Water: Das Flüstern des Wassers"), der am Drehbuch mitschrieb und auch produzierte. Nur dann bitte ein Zemeckis oder ein Del Toro, aber keinen Mischmasch.