Frankreich 2020 (Antoinette dans les Cévennes) Regie: Caroline Vignal, mit Laure Calamy, Benjamin Lavernhe, Olivia Côte, Patrick 97 Min. FSK ab 6
Die auf den Esel gekommene Klamotte „Mein Liebhaber, der Esel & Ich" ist eine dieser erschreckend harmlosen Wohlfühl-Komödien, die das Kino sanft entschlummern lassen werden, wenn COVID es nicht vorher zu Grunde richtet. Die Selbstfindung einer naiven Stalkerin, kombiniert mit dem Genre der therapeutischen Wanderungen, geriet eher peinlich als komisch.
Die Grundschullehrerin Antoinette (Laure Calamy) ist überspannt und selbstzentriert – das bemerkt man schon, wenn sie den Auftritt ihres Schulchors für eine sehr laute Soloeinlage nutzt. Als sie bei den Urlaubsplänen von ihrem heimlichen Geliebten Vladimir (Benjamin Lavernhe) versetzt wird, folgt sie ihm und seiner Familie spontan zum Wandern in die Cevennen. Aus Versehen buchte sie zu ihrer mehrtägigen Stevenson-Wanderung noch einen Esel, zum Amüsement der anderen Wanderer. So bewältigt sie die erste Hälfte des Films wie 1878 der junge Robert Louis Stevenson mit Liebeskummer („Reise mit einem Esel durch die Cevennen") im Zwiegespräch mit ihrem Esel. Geht man dafür ins Kino? Im Gegensatz zum andauernden, vielleicht durch die Synchronisierung besonders unerträglichen Gequatsche hält sich die Handlung lange vornehm zurück. Krampfhaft komisch wie der deutsche Titel ist der gesamte Film. Da kommt tatsächlich eine nächtliche Affäre Antoinettes mit dem lauten Schrei eines Esels zum Höhepunkt!
Ihr Ruf eilt Antoinette von Wanderhütte zu Jugendherberge voraus. Denn nach den mühsamen Erklärungen des ersten Abendessens wissen alle von ihrem Stalking des Familienvaters. Aber bald gibt es wieder Jammern in rauer Landschaft. Erst in der letzten halben Stunde, nachdem Antoinette auf die Familie von Vladimir traf und mit seiner Ehefrau Eléonore (Olivia Côte) eine kluge Frau auftritt, kommt etwas Geist in die viele Frischluft. Die Betrogene analysiert Antoinette und das offensichtliche Verhältnis in ein paar Sätzen – was der Film in sechzig Minuten nicht hinbekommen hat. Danach geht die Esel-Therapie weiter. Etwas Slapstick ist leider unvermeidlich, aber dieser Art „Film-Vergnügen" muss man alles zutrauen. „Mein Liebhaber, der Esel & Ich" erlaubt sich leider mal wieder Spaß auf Kosten eines angeblich dummen Weibchens. Und eines Publikums, das etwaige Ansprüche an der Kinokasse abgibt.