Schweden 2020 Regie: Nathan Grossman 97 Min.
Sollten Sie Hassgefühle gegenüber weiblichen Jugendlichen aus Schweden hegen, die sich für das Weltklima einsetzen – blättern Sie bitte weiter. „I am Greta" ist ein Fan-Film zum Hype um die bemerkenswerte Aktivistin Greta Thunberg, der bei aller einseitiger Propaganda überraschend persönliche Einblicke in ein außergewöhnliches Leben zulässt.
Direkt zu Beginn schneidet „I am Greta" Aussagen von Klimaleugnern gegen Bilder von Naturkatastrophen und macht deutlich: Hier gibt es nichts zu diskutieren! Dann folgt der Film Gretas Karriere vom einsamen Schulstreik für das Klima in Stockholm zur Galionsfigur einer Umwelt-Bewegung und Hassfigur der Gegenbewegung. Die immer mehr Jugendlichen, die anfangs mit Greta vor dem Parlament und den Wahlen streiken, wirken inszeniert. Der Rest, die Treffen mit Papst oder Macron, die Reden vor Klima-Konferenzen und der UN-Vollversammlung, die Visite bei der Natur-Vernichtung am Hambacher Forst – das alles ist Geschichte. Wobei die sehr privaten Einblicke mit Bildern einer hemmungslos lachenden, tanzenden und albernen Greta das Porträt interessant machen.
Bilder einer glücklichen und erfüllten Kindheit mit Weihnachtsbaum, Disneyworld und Urlaub am Meer werden mit knallharter Kritik der älteren Greta über den furchtbaren Konsumismus der Eltern kommentiert. Wenn bei einem Trip nach Kattowitz im Tesla-Kofferraum eine Mikrowelle voller Bohnendosen vor dem Schild vom Schulstreik steckt, gibt das den Greta-Hassern wieder viel Material. Dass ausgerechnet eine ziemlich ungesellige Jugendliche, die nicht gern spricht oder Smalltalk macht, Sprachrohr einer unzufriedenen Jugend wird, macht den Reiz dieser Geschichte aus. Wir sehen Greta zuhause vor einem Berg voller Kuscheltieren. Wir erleben ihren Ärger, als sie vom EU-Juncker für ein Werbeveranstaltung eingespannt wird. Überhaupt ist klar, dass sich der Teenager Greta nicht um die öffentlichen Auftritte reißt, aber weiß, was Reichweite für ihr Thema bedeutet.
Wenn sie bei einer Demo das Essen vergisst und der auch immer im Film anwesende Vater Svante versucht, ihr zu helfen, steht das für die große Fixierung Gretas auf ein Thema, die auch eine enorm verzerrte Selbstgerechtigkeit mit sich bringt. Die Erklärung ist immer wieder ihr Asperger-Syndrom. Wobei, wäre nicht die Klima-Katastrophe da das interessantere Thema, Greta?
So ist „I am Greta" sicherlich interessant für Fans. Aber für jeden, der mitdenken will, geriet die Dokumentation, nein: das Pamphlet, erschreckend unwissenschaftlich. Unkritisch sowieso. Man muss dem Regisseur entgegenschreien: How dare you!