USA 2019 Regie: Noah Hawley, mit Natalie Portman, Jon Hamm, Zazie Beetz 125 Min. FSK ab 12
Die erfolgreiche NASA-Astronautin und Überfliegerin Lisa Nowak versucht auf absurde Weise mit Pistole, Perücke und Windel (für eine lange Autofahrt) eine Konkurrentin zu entführen. Diese ziemlich unwahrscheinliche, verrückte, aber wahre Geschichte inszeniert Noah Hawley („Legion", „Fargo"-Serie) faszinierend in Gestaltung und im Spiel der beiden Hauptdarsteller Natalie Portman und Jon Hamm.
„Wenn man die Erde einmal von oben gesehen hat, ist hier unten alles so klein". Durch eindrucksvolle Bilder aus dem All und eine Montage, die in besten Momenten an Terrence Malick erinnert, kann man das Gefühl von Lucy Cola (Natalie Portman) miterleben, die 2006 mit einem Space Shuttle im Weltall war. Das Leben auf der Erde findet danach in einem kleinen, engen Rahmen statt. Auch auf der Leinwand zieht sich das Bild zusammen. Ehrgeizig will Lucy ihre nächste Mission erkämpfen. Die Überfliegerin, der alles gelingt, kommt aber nach dem Anbaggern des nicht gerade dezenten Machos und Kollegen Mark Goodwin (Jon Hamm) ganz schön ins Schwanken. Und das nicht nur wegen des Alkohols. Lucy Cola ist lange eine Figur, um die man sich keine Sorgen macht. Auch wenn seit dem Flug ins All immer wieder unpassende Bilder in ihrem Kopf ablenken. Doch in der Mitte des Films kippt es: Ihr Geliebter trifft sich mit der frechen Konkurrentin, die Mutter stirbt und der Chef verweigert den nächsten Weltraumflug. Mit ihrer exzessiven Leidenschaft für Checklisten plant Lucy nun die Entführung der Konkurrentin nach einer 20-stündigen Autofahrt.
Ab diesem Moment kippt auch der Film: Der bislang faszinierende Stil tritt zurück für eine wirklich schräge Entführungsaktion. Lucy ist längst entgleist, was jetzt passiert, fühlt sich nicht an wie ein Finale, sondern wie Fußnote. Denn das Abrutschen aus beängstigender Perfektion wird von Natalie Portman bislang großartig dargestellt. Vielleicht eindrucksvoller, als man es bei so einer abstrusen Geschichte erwartet. Die sehr reizvolle Machart mit Montagen aus Tagträumen, Erinnerungen und Ton-Fetzen vom Einsatz im All bringt einen durchaus nachvollziehbar in Lucys seltsamen Zustand ihrer abgehobenen Zwischenwelt. Bei exzellenter Musik-Auswahl generiert das auch sehr witzige Szenen, wie Astronauten in Zeitlupe ... beim Bowlen. Zwischendurch klingt immer wieder „Somewhere over the Rainbow" an und wirkt leicht wahnsinnig. „Lucy in the Sky" nicht der neueste, aber der avancierteste Film, den es zurzeit zu sehen gibt.