Schweiz 2019 Regie: Martin Skalsky 90 Min. FSK ab 12
Der erste Lehrsatz auf der Filmkritiker-Akademie lautet: Nur wer Tierfilme mag, ist ein guter Mensch. „Cody" ist in dieser Hinsicht eine sehr, sehr harte Prüfung. Der furchtbare Dokumentarfilm erzählt die Geschichte des rumänischen Straßenhundes Cody, der von einer Schweizer Familie adoptiert und ungefragt das Objekt sehr privater Filmaufnahmen wird. Regisseur Martin Skalsky, der bisher beim Film nur Musik schneiden durfte, glaubt aber tatsächlich, dass Cody „die Freiheit" vermisst, als zerlauster Straßenköter vom nächsten Laster überfahren zu werden. Deshalb macht sich der völlig wirre Mensch auf nach Rumänien, um die Herkunft seines vierbeinigen Anhängsels zu erforschen.
Damit es kein Missverständnis gibt: Alles, was gezeigt wird, bezieht sich auf Hunde! Cody ist kein Flüchtlingskind, dass gerade in einem lybischen Flüchtlingslager verhungert, an einfachen Krankheiten stirbt oder vergewaltigt wird. Auch keines aus einem überfüllten EU-Flüchtlingslager in Griechenland oder ein Flüchtlings-Kind, dass gerade im Mittelmeer ertrinkt. Unser Mitgefühl gilt hier einzig und allein einem Flüchtlings-Hund aus Rumänien! Das erinnert sehr an Jan Böhmermanns Satire um seinen Lieblings-Kampfhund Chico.
Paradiesische Bilder aus den Schweizer Bergen werden sehr demagogisch gegen grausame Bilder vom Kampf gegen streunende Straßenhunde in Rumänien geschnitten. Dann noch schlimmer: Ganz unerträglicher Bilder-Kitsch einer glücklichen Familie mit Kind und Hund. Es herrscht fürchterliche Vermenschlichung, wenn der Autor unter Tränen erzählt, wie sein Hund beim Anblick der Berge gerührt sein soll. Dabei ist das Viech nur ein wenig aufgeweckter, um nicht zu sagen, lahmer Hund, der seinem Herrchen durchaus schon eine tiefe Fleischwunde beigebracht hat.
Dessen müder Erzählton (im untertitelten Schweizerdeutsch) macht klar, warum Skalsky ansonsten nicht als Sprecher, sondern als Editor beim Film arbeitet. Anklagend redet der Film über „Massentier-Morden von Hunden" (gemeint ist „an") und ganz unabsichtlich legt er seine eigene Naivität bloß, als einer der zahllosen streunenden Hunde während einer Interview-Fahrt im Auto einfach auf der Straße rumsteht und nur die Tierschützerin für ihn bremst. Selbstverständlich läuft der Autor mit nicht angeleintem Hund durch Zürich, und dass er den Kot mit einer unverrotbaren Plastiktüte aufhebt, wird nie gezeigt. Vielleicht treten Sie ja auf dem Weg zum Kino rein – das ist dann ein sehr passendes Merchandise-Geschenk von „Cody"
(Foto: Hund vor Erstbesteigung des Großen San Bernadino)