BRD, Schweden 2011 (Simon och ekarna) Regie: Lisa Ohlin mit Bill Skarsgård, Jonatan S. Wächter, Helen Sjöholm, Stefan Gödicke, Jan Josef Liefers, Katharina Schüttler, Hermann Beyer 121 Min.
Simon Larsson, der Junge vom schwedischen Land, dessen Vater Erik (Stefan Gödicke) ihm Holzhacken und Boxen beibringen will, begeistert sich über die Bücher, das Piano und all die Kultur im Hause des jüdischen Freundes Isak. Es ist 1939, eine deutsche Invasion droht, doch der Antisemitismus in der Bevölkerung sorgt jetzt schon für Verletzungen und Traumata. Unter den Schrecken des Zweiten Weltkrieges ergibt sich die verrückte Situation, dass zwei Söhne sich jeweils beim anderen Vater besser aufgehoben fühlen. Der von Gestapo-Männern vergewaltigte Isak beginnt beim Schreiner Erik wieder aufzuleben. Simon findet durch die Begleitung des Buchhändlers Ruben (Jan Josef Liefers) in der Musik die Geräusche der Eiche wieder, die ihm seit der Kindheit Heimat und Freund war. Der Film findet erstaunlich einfache und geniale Bilder dazu.
Simons Orientierungslosigkeit ist kein Zufall, zu spät kommt heraus, dass er eigentlich das Kind von Eriks schrulliger Schwester und eines unbekannten Deutschen ist. Ein jüdischer Violinist. Gleichzeit ist er ein Naturkind, gezeugt im Wald, verbunden mit einer Eiche. Der geheim gehaltene Liebesbrief des Vaters schwelgt dazu in Natur-Mystik.
Für Simon ist es ein Schock, als er erfährt, wer seine leiblichen Eltern sind. Die Kluft zu seinem wenig einfühlsamen Adoptivvater Erik reißt auseinander. Doch auch Ruben erweist sich als nicht besonders sensibel, wie er immer Geld anbietet und der Adoptivmutter Karin formvollendet den Hof macht, während Erik beim Militär ist. Auch nach 1945 wirkt der Krieg mit dem Auftritt der provokanten und verstörten KZ-Überlebenden Isa (Katharina Schüttler) weiter. Simon studiert Geschichte, zum Ärgernis seines Adoptivvaters, der inzwischen mit Ruben eine Werft betreibt. Zusammen mit diesem macht der mittlerweile junge Mann eine Reise nach Deutschland zu seiner Blutsverwandtschaft.
„Simon" erzählt eine große Geschichte, einen prallen Lebens-Roman in einnehmenden Bildern, unterlegt von einem mitreißenden Score (Musik: Annette Focks), mit vor allem von den älteren Jungs und Vätern sehr intensiv gespielten Figuren. Zu prall, wäre der einzige Vorwurf, den man diesem großen Film machen könnte, der vor lauter Ereignissen kaum Alltag zeigt. Man könnte auch die Roman-Autorin Marianne Fredriksson fragen, wie sie die Ironie gemeint hat, ausgerechnet bei dieser, sehr erschütternden jüdischen Familien-Geschichte, so viel wert auf Blutslinien, Talent, das in den Genen steckt und Natur-Mystik zu legen. Doch der tausendjährige Missbrauch dieser Begriffe durch nationalsozialistische Ideologie beschädigt nicht den äußerst sehenswerten deutsch-schwedischen Film, er gibt ihm nur noch eine zusätzliche Ebene zum Weiterwirkenlassen.