USA 2012 (Ice Age: Continental Drift) Regie: Steve Martino, Michael Thurmeier 88 Min.
Der Schuldige ist gefunden: Scrat ist mit seiner ewigen Eichel verantwortlich für die Kontinentalverschiebung, als er den Urkontinent Pangäa aufspaltet und auf dem Erdkern Nachlaufen spielt. Das Säbelzahn-Eichhörnchen sorgt demzufolge auch für eine turbulente, aber wieder schwächere Fortsetzung der eiszeitlichen Tiervölkerwanderung von Mammut Manny und seiner animierten Patchwork-Familie.
Familie ist „das Thema, das in allen vier Filmen im Vordergrund steht. Sie liefert das starke emotionale Fundament, auf dem die Komik und die Abenteuer aufbauen." Da spricht der Pressetext ausnahmsweise die Wahrheit und man fragt sich, wie oft die Produzenten noch das Gleiche wiederholen wollen.
Diesmal dürfen / müssen wir miterleben, wie Mannys Tochter Peaches flügge wird und mit anderen Teenagern abhängt. (Nicht wie üblich mit dem Schwänzchen am Ast, sondern am Wasserfall.) Faultier Sid bekommt Besuch von seiner Familie, allerdings nur um die müffelige Oma abzuliefern, mit der alle ab jetzt viel Spaß haben werden. Man stellt fest, „Ice Age 4" ist tierisch menschlich und je menschlicher, desto langweiliger.
Damit das nicht auffällt, gibt es dauernd Bewegung, konstante Achterbahn. Erdbeben, Meeressturm und Tornado gleich in nur einer Szene. Ein weiteres Merkmal von „Ice Age" sind filmische Achterbahnfahrten und diesmal gehen gleich ganze Kontinentalschollen ab, Küstenstriche stürzen ins Meer und Eisberge werden zu Piraten-Schiffen. Danach treiben Manny, Sid mit Oma sowie Säbelzahntiger Diego auf einer Eisscholle ins Meer hinaus. Bald treffen sie auch das Piraten-Schiff vom üblen Käpt'n Utang. Trotz eines veritablen Dschungelbuch-Liedchen, das ihn einführt, ein erbitterter Feind für den Rest des Films, wobei Diego auf der gegnerischen Seite vor allem an einer fauchenden Artgenossin interessiert ist. Die bunt zusammengewürfelte Piratencrew ist reichlich originell, doch Affe, Osterhase und Seelöwe bekommen nicht so viel Charaktertiefe wie die Freunde von der guten Seite. Und darin liegt auch das Geheimnis aller guten Animationen bei Pixar und anderen Konkurrenten: Die komisch gezeichnete Figur allein reicht nicht, man muss ihr auch Leben und reichlich Charakter einhauchen. „Ice Age 4" geht da eher den Weg von Action-Filmen: Hauptsache, es kracht kräftig, wenn Kontinente und Familien auseinanderbrechen. Die Kollateral-Schäden werden vernachlässigt.
Parallel zur Kreuzfahrt führt Mammut-Mutter Ellie wieder einen vielköpfigen Exodus an. Was wirklich passiert, während die Küste sich unter großem Getöse einen abbricht, ist dass Peaches lernt, was wahre Freundschaft ist. Scrat erlebt quer durch die Handlung rennend, rudernd und schwimmend wieder sein eigenes Abenteuer. Hängen bleiben vor allem ein Hamstervolk auf Braveheart-Trip, ein Dachs als Piratenfahne im Gedächtnis, Narwale dienen als Außenbord-Motor und Omas Haustierchen Precious sorgt für eine Überraschung. Das ist genauso leicht zu vernachlässigen, wie das wieder völlig unnötige 3D, das keinen Eindruck macht, höchstens Kopfschmerzen.