Großbritannien 2011 (W.E.) Regie: Madonna mit Abbie Cornish, Andrea Riseborough, James d'Arcy, Oscar Isaac, Richard Coyle 119 Min.
Die Sängerin Madonna versucht sich zum zweiten Male als Regisseurin und wie bei ihren Bühnenshows ist das meiste in ihrem Film „W.E." flirrender Glimmer, schillernde Dekoration. Der Versuch, die „Romanze des Jahrhunderts" zwischen dem 1936 aus Liebe abtretenden König Edward VIII. und der bürgerlichen Amerikanerin Wallis Simpson irgendwie „magisch" mit den Beziehungsproblemen einer reichen New Yorkerin von heute zu verbinden, misslingt unter großem Material-Aufwand. Viele Künstlerfreunde Madonnas hinter der Kamera sorgten dafür, dass die zeitweise abstruse Geschichte immer sehr schick aussieht. Madonna bleibt das „Material Girl" ihres Songs, wenn sie im Film Marken, Luxus und Juwelen ausstellt, aber nicht für die Figuren interessieren kann. Viele Monate nach einer gescheiterten Festivalpremiere in Venedig versucht man nun neuerlich, den mäßigen Film im Kino zu verkaufen.
Es ist ein romantischer Traum, dass der Mann alles aufgibt für Frau und Liebe. Auch den Job, selbst wenn die Berufsbezeichnung „König von England usw." lautet. Ein Königreich für die Liebe. Dieses historisch nicht so weit zurückliegende Märchen ist in diesem Sinne Grundlage auch dieses Films, wobei Frau Ciccone, auch „Queen of Pop" genannt, sich auf die Rolle der legendären Wallis Simpson konzentriert. Die lebenslustige, berüchtigte Amerikanerin (Andrea Riseborough) wird angefeindet, weil sie sich den reichen Adeligen unter den Nagel gerissen hat. Rückblenden zu einem schlagenden, früheren Ehemann und das trübe Leben nach Abdankung und Abstrafung seltsamer Nazi-Sympathien Edwards lassen Wallis' Leben sehr einsam erscheinen. Das erkennt irgendwann auch die von ihrem erfolgreichen Arzt-Gatten betrogene New Yorkerin Wally Winthrop (Abbie Cornish). Anlässlich einer Versteigerung der Kostbarkeiten von Wallis und Edward kommt es zu magischen Verbindungen mit der Vergangenheit. Und der Empfehlung von Frau zu Frau: Nimm dein Leben endlich in die Hand!
Selbst die arg klischeehafte Handlung vor allem in den New Yorker-Episoden kann der darstellerischen Leistung von Abbie Cornish („Sucker Punch", „Bright Star - Meine Liebe. Ewig.") und Andrea Riseborough („Shadow Dancer", „We Want Sex", „Alles, was wir geben mussten") nichts anhaben. Dass der Film bei allem Talent und einer an sich interessanten Geschichte so unbeteiligt lässt, liegt an der aufpolierten Oberfläche, hinter der alles andere vernachlässigt wurde. Ausgerechnet in der strahlenden (Auktions-) Ausstellung von vergangenem Reichtum als Schnittstelle beider Ebenen hat „W.E." seine beste Szene - also ein schicker Katalog des Überflusses mit zwei angeheftetem Geschichtchen.