19.7.11

Win Win

USA 2011 (Win Win) Regie: Tom McCarthy mit Paul Giamatti, Alex Shaffer, Amy Ryan, Bobby Cannavale, Jeffrey Tambor, Burt Young 106 Min. FSK ab 6

Der Schauspieler Tom McCarthy hat sich mit seinen beiden bisherigen Filmen als Regisseur einen enormen Ruf erspielt: „Ein Sommer in New York - The Visitor" (2007) und „Station Agent" (2003) begeisterten durch besonders glaubwürdig geschriebene und gespielte Figuren, die man irgendwann unweigerlich in sein Herz schloss. Nun spielt Paul Giamatti die Hauptfigur in einem solchen Menschen-Reigen. Sein Anwalt Mike Flaherty ist zwar eine andere Version als „Barney" im Film von Richard J. Lewis, doch auch diesmal kein Macher. Der Baum vor dem Haus wird wohl eher gnädig zur richtigen Seite fallen, bevor Mike ihn fällt. Der Heizkessel im Keller der Kanzlei gibt immer öfter erschreckend Laut, doch auch dies Problem wird ignoriert - das Geld reicht nicht. Nur in seiner Freizeit als Trainer einer Ringer-Mannschaft der lokalen Highschool lebt der Familienvater etwas auf. Obwohl seine Jungs nur als Verlierer gut sind.

Als Mike angesichts des dementen Klienten Leo Poplar (Rockys Schwager Burt Young ) einmal Initiative ergreift, verändert dies eine Reihe von Leben. Vor Gericht schnappt sich Mike die Vormundschaft von Leo, was ihm 1500 Dollar im Monat einbringt, verfrachtet den Senior aber dann doch gegen dessen selten geäußerten Willen in ein Pflegeheim. Vor der verlassenen Wohnung sitzt kurz darauf Leos Enkel Kyle (Alex Shaffer). Ein blaues Auge ist das Abschiedsgeschenk vom Freund der drogenabhängigen Mutter. Ratlos nehmen Mike und seine Frau Jackie (Amy Ryan) den stillen Jungen mit dem laut blondierten Haar im Eminem-Stil auf. Der erweist sich als sensationell guter Ringer und fühlt sich im Kellerzimmer der Familie ganz wohl. Bis seine Mutter auftaucht und auch Mikes kleiner Betrug ans Licht zu kommen droht...

Der Schauspieler, Autor und Regisseur Tom McCarthy macht ruhige Filme. Diesmal braucht er besonders lange, bis er in die Gänge und man seinen Figuren näherkommt. Es sind wie Giamattis Mike keine Übermenschen, sondern richtige Menschen mit Schwächen und Stärken. Das macht Spaß, wenn sich Mikes Freund und Ex-Ringer Terry beim ersten Anzeichen von Erfolg ins Team drängt und eine alberne Eifersucht der Assistenz-Trainer hervorruft. Und es funktioniert, weil neben Giamatti nur hervorragende Schauspieler zu sehen sind. So gelang McCarthy zwar nicht sein bester, aber noch immer ein sehr sympathischer Film mit leisem Humor. „Win Win" ist ein Gewinn für das Publikum, so wie sich die vertrackte Situation durch eine erstaunliche Ansammlung von gutem Willen zu einem Gewinn für alle entwickelt.