12.7.11

Barneys Version

Kanada, Italien, 2011 (Barney's Version) Regie: Richard J. Lewis mit Paul Giamatti, Dustin Hoffman, Rosamund Pike, Minnie Driver 134 Min. FSK ab 12

Der perfekte, erwachsene Film für alle, die Harry Potter mit Ignoranz und vielen fiesen Schimpfworten bedenken. Und für alle, die Paul Giamatti („Sideways" 2004, „American Splendor" 2003) schätzen. Obwohl diesmal seine Kunst darin besteht, einen Mann fast ohne gute Eigenschaften zu spielen, während um ihn herum die faszinierendsten Figuren glänzen. Neben Dustin Hoffman in einer super Rolle, begeistert Rosamund Pike als perfekte Frau.

Der TV-Produzent Barney Panofsky (Paul Giamatti) hat nicht nur Freunde und in einem Polizisten einen echten Intimfeind. Der hat gar ein Buch über Panofskys Leben und Töten geschrieben. In den Erinnerungen sehen wir den jungen Barney während seiner wilden Jahre in Rom. Ein anständiger Kerl, der seine schwangere Freundin heiratet, ein zu gutherziger Typ, der nicht nur betrogen sondern auch noch reingelegt wird. Die erste von drei Ehen erledigt sich damit rasch, dann lernt der mittlerweile als Spendensammler in der jüdischen Gemeinschaft Montreals aktive Mann eine reiche Braut mit schwierigem Vater kennen. Die zweite Mrs. Panofsky (ungewöhnlich: Minnie Driver) erweist sich als ebenso verliebt wie nervig. Was vielleicht auch daran liegt, dass sich Barney noch während der Hochzeitsfeier unsterblich in Miriam Grant (Rosamund Pike) verliebt. Die bleibt allerdings ernsthaft distanziert - so ziemlich das Gegenteil des saufenden und dauerpaffenden Produzenten erbärmlicher TV-Filmchen. Doch sein beharrliches Werben hat Erfolg als ausgerechnet sein bester Freund Boogie (Hugh Jackman-Double Scott Speedman) mit der noch aktuellen Mrs. Panofsky ins Bett hüpft. Weshalb Boogie danach verschwindet und wie Barney die Liebe Miriams wieder verliert, klärt sich erst spät.. 

Der CSI- Produzent und Regisseur Richard J. Lewis verfilmte Mordecai Richlers gleichnamigen Roman (dt. „Wie Barney es sieht") und gestaltete die Versionen etwas übersichtlicher. So ergibt sich die Biographie einer Witzfigur, und einer tragischen. Aber auf jeden Fall eines „Mensch", wie es jiddisch in einem der vielen Seitenhiebe auf seine Religion heißt. Die Hauptfigur erscheint als charakterliche und persönliche Leerstelle, die nur über eine große Liebe lebt, das gibt dem Leben Panofskys eine reizvolle, bittere Note. Und es lässt Raum für das grandiose Schauspiel von beispielsweise Dustin Hoffmann, der als Vater und Ex-Cop ein Knaller ist. Auch ansonsten wurde alles hervorragend besetzt, bis in die Statisterie, wo die kanadischen Arthouse-Regisseure Atom Egoyan und David Cronenberg kurz Schund-Macher spielen dürfen. Ein gelungener und schöner Erwachsenen-Film wie eigentlich schon die Songs von Nina Simone und Cohen ausweisen.