30.7.11

Blue Valentine

USA 2010 (Blue Valentine) Regie: Derek Cianfrance mit Ryan Gosling, Michelle Williams, Faith Wladyka 112 Min.

Chet Bakers „My Funny Valentine" ist keineswegs funny, wie der Titel behauptet, sondern ein Evergreen, den der CD-Player gerade einmal spielt, bevor er dann schwermütig für Stunden den Dienst einstellt. Also völlig „blue" ist. Nun ein Film, der schon seine Traurigkeit im Titel führt. „Blue Valentine", das Ende einer Beziehung mit gegenläufig montiertem Anfang, ist kein lustiger Film. Aber gerade in dieser Montage und im Schauspiel ein guter.

Dean (Ryan Gosling) und Cindy (Michelle Williams) führen mit ihrer kleinen Tochter ein unkonventionelles Familienleben. Sie sorgt als Krankenschwester für Geld und das Rechte, er hat Anstreicherjobs, bei denen er morgens schon betrunken sein darf. Es knirscht schon im Alltag, da muss der Film gar nicht erst den Familie-Hund mörderischen Rasern vors Auto werfen. Die Spannung zwischen der Rationalen und dem verrückten, verspielten Kerl eskaliert. Er entführt sie zum gemeinsamen Wochenende in einem schäbigen Sex-Hotel mit albernen Themen-Räumen. Man wählt den Raum namens „Zukunft". Sie sieht kalt und trüb aus.

Zwischendurch sehen wir den jungen Dean, der als Möbelpacker arbeitet und, während er das neue Zimmer eines Bewohners im Altersheim liebevoll dekoriert, die verrückte Enkelin der Seniorin von nebenan kennenlernt. Eine nette, leidenschaftliche Liebesgeschichte entsteht in diesen Rückblenden. Die Jetzt-Zeit beschwert das verzweifelte Bemühen, diese Liebe nicht verschütten zu lassen.

„Blue Valentine" bietet ein großartiges Script für zwei Schauspieler, sich in verschiedenen Facetten und Stimmungslagen zu zeigen. Ryan Gosling sieht mit Flieger-Brille und zurückgewichenem Haaransatz schmierig aus, ein ganz anderer Typ als der romantische Verführer mit Gitarre. So stehen sich auch die warmen Farben der ersten gemeinsamen Nacht und das kalte Blau eines Sex-Hotels gegenüber. „Blue Valentine" hat die unerbittliche und bleierne Beziehungsschwere eines Bergmans.

Die Kamera verfolgt Regungen und Gefühle ganz nah dran; die Musik von Grizzly Bear findet quer durch die Szenen ihren eigen Weg, wie die Gedanken oder Texte im Off, wie die liebes-philosophischen Gespräche Ryans mit einem Kollegen. Anfang und Ende, Hoffnung und Verzweiflung, Auf und Ab sind sehr raffiniert miteinander verschachtelt. Letztendlich schafft es der Film so, ein Happy und ein bitteres End innerhalb von Sekunden, nur von einem Schnitt getrennt zu zeigen. Ein schönes Kunststück, das den Film sehenswert macht, auch wenn es nicht wirklich ein Feel good-Movie ist. Mittlerweile dürfte der CD-Spieler auch wieder munter sein.