Wieder werden Stars arbeitslos: Nach Tom Hanks in der - Ben Affleck gegen die Identitätskrise, keinen Job mehr zu haben. Regisseur und Autor John Wells hat die Situationen genau geschildert und gut zum Einfühlen dargeboten, doch der in Ansätzen analytisch gelungene Film wird einem Schema amerikanischen Filmemachens und der Fixierung auf die Starrollen geopfert.
Stillleben großen Überflusses laufen unter dem Vorspann. Satt und strahlend verbreitet auch Bobby Walker (Ben Affleck) seinen morgentlichen Golf-Score, während alle entsetzt bereits von den Massen-Entlassungen wissen. Ein paar Tausend werden beim Werften- und Transport-Konzern „gehengelassen", wie es amerikanisch euphemisiert wird. Der Exodus der gefeuerten Menschen mit ihrem Kartons persönlicher Sachen zu den Luxuswagen auf dem Firmenparkplatz hat fast was Apokalyptisches. Es ist Rezession, „wir arbeiten jetzt für die Aktionäre" kommentiert der Firmen-Boss Salinger (Craig T. Nelson), der sich jährlich ein paar Hundert Millionen leistet und den Laden schlanksparen will, um beim großen Ausverkauf mehr Reibach zu machen. Die überlebende Hälfte soll noch härter arbeiten und den Kindern sagen, sie hätten jetzt zwar gar keine Zeit mehr, aber noch einen Job.
Die Kündigung bekommt auch das 60-jährige Firmen-Urgestein Phil Woodward (Chris Cooper ) und schließlich sogar der älteste Freund und Studiengenosse des Bosses, der Aufsichtsrätler Gene McClary (Tommy Lee Jones ). Vor allem Walker will seinen Status, den Porsche und das Golfen nicht verlieren. Er weigert sich, den Realitäten ins Auge zu sehen, will auch keinen Job beim Schwager, der als Zimmermann Häuser baut und dabei sogar manchmal draufzahlt. Hier hören wir von der altmodischen moralischen Instanz Kevin Costner erstmals das Loblieb auf ehrliche Arbeit als Gegensatz zu den obszön hohen Löhnen der unfähigen Manager.
Die Stars spielen engagiert ernsthaft, die Kamera von Roger Deakins erstellt fast zu gute Bilder, auch die Musik von Aaron Zigman gefällt. Trotz einiger Qualitäten bleibt es aber fraglich, ob die „Company Men" in deutschen Kinos gefragt sein werden. Der wesentlich spannendere und systematisch komplexere „Margin Call" lief bei der Berlinale und seitdem nicht mehr oft. Michael Moore legt in seinen Film den anklagenden Finger wirklich in die Wunde und macht noch Spaß dabei. Von den britischen Sozialkomödien ganz zu schweigen!
Während Wells noch sehr gut die Verzweiflung der gerade noch so stattlichen Erfolgs-Männer einfängt, zeigt er weder Weg noch Widerstand gegen die Finanz-Gewinnler, Heuschrecken und millionenschweren Schlipsträger auf. Er vergisst in seiner dramatischen Konzentration auf die Hauptfiguren selbst, dass es auch noch andere Dinge im Leben gibt - Familie, Freunde, Hobby. Das sehr naive Happy End will auf den Ruinen der guten, alten Zeiten wieder echte Werte schaffen