22.12.10

Vergissmichnicht


Frankreich, Belgien 2010 (L' âge de raison) Regie: Yann Samuell mit Sophie Marceau, Marton Csokas, Michel Duchaussoy 89 Min.

„Kinderspiele“ lautete der (Original-) Titel von Yann Samuells sagenhaftem Debüt „Liebe mich, wenn du dich traust“ (Jeux d'enfants) mit Marion Cotillard. Nun geht es um Kinderträume und wieder erkämpft sich das träumende Kind im Erwachsenen sein Recht, lehrt ihm wieder zu spielen und zu lieben. In der ewig mädchenhaften Sophie Marceau fand „Vergissmichnicht“ seine Idealbesetzung.

Die Welt der knallharten Geschäftsfrau Margaret (Sophie Marceau) besteht aus Zahlen und Charts. Jede Minute ist effektiv verplant. Dass die Chinesen das schrottige Atomkraftwerk der „Pandora Group“ (!) kaufen, ist gar keine Frage. Es geht nur noch darum, den Gewinn zu maximieren. Mitten in den Verhandlungen erhält Margaret zu ihrem 40. Geburtstag, den sie doch eigentlich völlig ignoriert, sieben Briefe aus der Vergangenheit. Ein kleines Mädchen schrieb ihr und erkundigt sich, was denn aus Margaret geworden ist: Wal-Ärztin? Astronautin? ... Vehement wehrt die Karriere-Frau diese Widerhaken der Erinnerung ab. Sie hat doch alles: Viel Geld, einen super Job und einen ähnlich ausgestatteten Mann. Als kleines Mädchen hingegen, so erzählen Rückblenden in warmen Farben, waren erst das Geld und dann der Vater weg. Nur die Fantasie blieb Margaretes Mutter, um ihre zwei Kinder wachsen zu lassen. Im Altern von sieben Jahren beendete das Mädchen seine Kindheit und die Armut...

Die graue Geschäftswelt lässt die Seele verdorren. Das einfache, auch arme Leben erstrahlt in den Farben des Glücks - das klingt nach Klischee, aber so fantastisch, so herzlich und liebevoll wie Yann Samuell die Erlebnisse der Kindheit präsentiert, vergisst man diesen Verdacht sofort. Die bunt gebastelten Briefe des Mädchens erobern nicht nur die Wohnung der Erfolgsfrau, sie übernehmen den ganzen Film und statten ihn mit viel Spaß und einer besonderen Eigenschaft der Samuell’schen Figuren aus: Liebe und Leidenschaft bedeuten nicht Friede, Freude, Eierkuchen, sie tun auch mal weh. Doch hilfreich erweist sich immer, mit der Leichtigkeit und Verrücktheit der Kinder auch große Probleme anzugehen.