6.12.10
Monsters
Großbritannien 2010 (Monsters) Regie: Gareth Edwards mit Whitney Able, Scoot McNairy 93 Min. FSK ab 12
Schon früh rumorte es um diesen Film, der sogar auf seriösen Filmfestivals wie Locarno startete: Unheimliche Wesen, Spannung, Science Fiction, aber nicht aus der üblichen, billigen Schreck- und Horror-Maschinerie, die seit Jahren die Kinos verstopft. Und so entsprach die Dramaturgie, mit der sich „Monsters“ näherte, der mit welcher die Monster im außergewöhnlichen Werk von Gareth Edwards fast entspannt näher kommen...
Am Anfang gibt es einige Nachtaufnahmen von panischen schießenden Soldaten. Riesigen Kreaturen, gegen die sich der Kampf richtet, sind nur aus der Ferne zu erahnen. Wir sind in Mexiko, südlich einer „Infizierten Zone“. Dort herrschen nach dem Absturz einer Weltraum-Sonde außerirdische Lebewesen und nur brutalste Bombardements mit Sprengstoff und Gas fallen den Militärs als Gegenmaßnahmen ein. Mit den üblichen „Begleitschäden“ bei der Bevölkerung, die es auch gibt, wenn man Tanklaster vor Dieben schützt. Im Fernsehen lehren schon Trickfilme die Kinder, wie sie die Gasmasken aufsetzen müssen, wenn die Kreaturen auftauchen und Militärflugzeuge am Himmel erscheinen.
Mittendrin versucht der nord-amerikanische Fotograf Andrew Kaulder (Scoot McNairy) die Tochter seines Herausgebers zu retten. Samantha Wynden (Whitney Able) soll auf die letzte Fähre, die durch den Golf von Mexiko um die infizierte Zone schifft. Dabei erweist sich erst einmal der Tequila in der Nacht vor der Abfahrt als größte Bedrohung. Sam und Andrew kommen nicht aufs Schiff und können sich gerade so eine illegale Passage durch die Zone erkaufen. Die ersten 30 Minuten sind eine recht entspannte Reise, bei der nur am Rande die Vernichtungen der Außerirdischen auftauchen und sich die Bedrohung lounge-mäßig anfühlt. Der Weg per Boot und Jeep durch den Dschungel wird gefährlicher, aber es dauert fast eine Stunde, bis bei einem nächtlichen Angriff alle Begleiter von Sam und Andrew von den hochhaus-großen Riesenkraken zerfetzt werden. Viel ist nicht zu sehen, die weitere Flucht gleicht einer Urwald-Wanderung bis die monumentale Grenzbefestigung der USA auftaucht. Doch die ist längst überwunden, ein Teil von Texas bereits evakuiert. Während die Flüchtlinge auf Rettung warten, kommt es zu einer Begegnung der anderen Art...
Eher unbekannte, aber sehr gute Schauspieler. Ein britischer Filmemacher, der das Buch für sein Debüt selber inszenierte, gestaltete und auch filmte. Das Erfolgsrezept für einen guten Film scheint recht einfach zu sein. Vor allem baut Gareth Edwards auf eine Spannungs-Dramaturgie weit weg vom Prinzip der zehn kleinen Afro-Amerikanerlein. Das Grauen zieht in sicherer Entfernung vorüber wie bei Willards Flussfahrt in „Apocalypse Now“. Sam und Andrew haben Zeit für sich, es passiert mehr als ständiges Erschrecken. Nur eingestreut sind Momente, an denen sich eine abgehobene Interpretation aufhängen ließe: Der Verteidigungswall der USA ähnelt unübersehbar der Mauer, die gegen Einwanderung aus dem Süden hochgezogen wurde. Und wenn die Flüchtenden auf einem alten Inka-Tempel rasten, ist auch noch genügend Ruhe, um zu überlegen, wie die Ureinwohner wohl die spanischen Aliens auf ihren Galeeren und in ihren Metallrüstungen wahrgenommen haben. Am Ende bleiben die fremden Wesen mysteriös, ebenso wie das weitere Schicksal von Sam und Andrew.