6.12.10
Rapunzel - Neu verföhnt
USA 2010 (Tangled) Regie: Nathan Greno, Byron Howard 100 Min.
Der animierte Märchenfilm aus dem Disney-Studio frischt Rapunzel von Jakob und Wilhelm Grimm sowohl in der Gestaltung als auch bei der Küchenpsychologie peppig auf. Ein flotter Zeichentrickspaß für Kinder, bei dem auch die Begleitpersonen nicht zu kurz kommen.
Das haben nicht mal die Brüder Grimm gewusst, dass die Hauptfigur bei Rapunzel eigentlich ein gemeiner Dieb war: Flynn Rider klaut ein Krönchen aus dem Königsschloss und stolpert bei der atemberaubenden Flucht vor der Palastwache und dem unermüdlichen Palastwachen-Hengst Maximus quasi den verlassenen Turm hoch, in dem Rapunzel gefangen ist. Nun glaubt die verschleppte Prinzessin wie jeder Teenager, von der bösen Mutter eingesperrt zu sein und dauernd die große Welt zu verpassen. Wobei im Falle von Rapunzel die böse Mutter eigentlich eine Hexe ist, die mit durchaus bekannten Argumenten das geraubte Kind raffiniert an sich bindet. Denn die Haare des Mädchens leuchten wie Glasfaserkabel, haben Zauberkraft und verjüngen die böse Seniorin, die Cher sehr ähnlich sieht.
Da kommt Flynn Rider wie gerufen und wird von der plötzlich recht selbständigen Rapunzel gezwungen, sie zu den fernen Lichtern zu bringen, die jedes Jahr an ihrem Geburtstag den Himmel erleuchten. Bevor die Eltern in größter Rührung ihr Kind samt feschem Schwiegersohn in die Arme schließen können, hat das Drehbuch (Buch: Dan Fogelman) ihnen eine Menge garstiger Räuber, Schandtaten der Hexe und eine Bewährungsprobe in den Weg gezeichnet. Rapunzel emanzipiert sich von der falschen Mutter und wird zur Pferdversteherin. Die paar holperig übersetzten Liedchen wirken in der Synchronisation sehr altbacken. Für den unerlässlichen Humor sorgen ein Pferd mit Verfolgungswahn sowie ein Chameleon als Rapunzels Freund und spaßiger Unterhalter. Das ist denn auch die Nachricht an alle Eltern: Ein bisschen Rebellion, ein bisschen Abenteuer, das gehört zum Erwachsenwerden!
Auch wenn die Figuren in 2D lebendiger wirken - 3D ist hier mal zurückhaltend und mit umso größerer Wirkung beim emotionalen Höhepunkt des Films eingesetzt.