Die Austreibung des „Antichrist" betrieb der britische Film- und Sozialkämpfer Ken Loach mit seiner schönen Komödie „Looking for Eric". Loach, der für „The Wind that shakes the Barley" 2006 die Goldene Palme gewann, gönnt uns zu seinen vertrauten Geschichten aus dem britischen Arbeitermilieu diesmal viel Lachen und ein Happy End. Das Leben des Postboten Eric bricht zusammen, als er seine alte Liebe Lily wiedersehen muss. Ein Stiefsohn droht unter die Kontrolle eines psychopathischen Gangsters zu geraten, die Post bleibt im Wohnzimmer Erics liegen und Glück kennt Erics Leben schon lange nicht mehr. Als Eric jedoch einen Joint seines Stiefsohnes raucht, erscheint ihm sein großes Idol, der Fußballer Eric Cantona. Dessen Ratschläge, nicht nur auf dem Platz, sondern auch im Leben etwas zu wagen, neue Wege zu gehen und sich selber immer wieder zu überraschen, ändern auch das Leben des Postboten Eric. In einer großen sozialistischen Solidaritätsszene - wir sind schließlich bei Ken Loach - besiegen drei Fanbusse mit Postboten, die alle Cantona-Masken tragen, selbst den brutalen Gangster.
Mit dem französischen Fußball-Star und Ex-Manu-Spieler Eric Cantona bringt das Festival von Cannes zur Halbzeit nach Johnny Hallyday den zweiten französischen Star, der nicht aus der Kinowelt kommt. Eine clevere Besetzung sowohl vom Festival als auch von Ken Loach, denn noch nie wurde ein Film von Ken Loach mit so vielen Kopien ins Kino gebracht, wie demnächst bei „Looking for Eric". Dementsprechend gut war die Stimmung bei Vorführung und Pressekonferenz. Aus Barcelona kamen Fragen zum Ausgang des Champions-League-Finales, aber das sind die Schattenseiten offener Pressekonferenzen. Ansonsten äußerte sich Cantona mit sichtlichem Spaß am neuen Spiel sehr bedächtig und mit Sachverstand zum Filmen und dem Leben an sich. Wer auf die üblichen Fußballer-Dummsprüche wartete, war hier auf dem falschen Platz. Interessanter da die Gedanken des Autoren und Fußball-Fan Paul Laverty zu der unterschiedlichen Dramatik bei Fußball und Film. Fußball hätte einen anderen Rhythmus und lebt vom Unvorhersehbaren, wie dem Last Minute-Sieg von Manu gegen die Bayern im CL-Finale. Vielleicht können nach dieser Aussage einige Kopien für Deutschland abbestellt werden, aber ein Erfolg wird dieser Gute-Laune-Film sicher.