14.5.09

Cannes hebt "Up" - Erhebender Eröffnungsfilm

Viele bunte Luftballons und noch mehr schillernde Stars: Der ungewöhnliche Eröffnungsfilm für die 62. Filmfestspiele von Cannes (13. – 23. Mai 2009) erwies sich als voller Erfolg. Der zehnte Pixar-Trickfilm „Up" sorgte für erhebende Gefühle mit seiner wunderbaren Geschichte voller Abenteuer und Emotionen, ein großartiger Spaß vielen liebenswerten Details. Da wurde es zur Nebensache, dass Cannes in seiner 62. Ausgabe erstmals mit einem digitalen 3D-Trickfilm eröffnete. Für „Up" braucht man weder eine rosarote noch eine 3D-Brille, in diesem Meisterwerk von Pete Docter geht es einfach ab. Charles Aznavour sorgte beim Film, der in Deutschland „Oben" heißen soll, für den guten Ton und bei der Eröffnungsgala für den nationalen Touch. Er spricht in der französischen Synchro den sympathischen Helden Carl.

 

Nein, die Medien-Heinis in Cannes sind nicht so ultra-cool, dass sie mit Sonnenbrille ins Kino gehen müssen. Es soll ein neues Zeitalter des Kinokuckens eingeläutet werden und da man heutzutage so etwas lieber richtig inszeniert, wurde das Presse-Publikum schon vor dem Film gebeten, die Brillen aufzusetzen. Für das Foto, für die Geschichte. So wird dieses Bild um die Welt gehen, wie einst vor Jahrzehnten die Fotos von witzigen Menschen mit den rot-grünen 3D-Brillen im Publikum. Mit dem ersten Film einer neuen 3D-Generation in Cannes - und das noch als Eröffnungsfilm! - wird Geschichte geschrieben. Ob es nur eine Fußnote der Geschichte wird oder das Ende des 2D-Films bleibt abzuwarten. Denn die Geschichte des alten Ballon-Verkäufers Carl, der nach einem schön erfüllten Leben mit seiner Jugendliebe Ellie und ihrem friedlichen Tod deren letzten Wunsch erfüllen will, wirkt vor allem aus eigener Kraft. So fliegt Carl getragen von der kreativen Kraft der Fantasie und seiner Luftballon komplett mit seinem alten Häuschen nach Südamerika fliegt. Dort bei den Wasserfällen namens Paradise Falls soll es landen, genau wie Ellie es als Kind zeichnete. Doch es hat sich  nicht nur ein kleiner, nerviger Pfadfinder als Blinder Passagier eingeschlichen, bei dem Abenteuer das folgt, treffen sie auf – dank Pixar umwerfend komisch – sprechende Hunde, ein albernes Fabelwesen und einen skrupellosen Forscher. Wer sich für Animationsfilme begeistert wird übrigens „Das wandelnde Schloss" vom japanischen Meister-Animateur Hayao Miyazaki wiedererkennen!

 

Egal ob 2, 3 oder irgendwann 4D: „Up" beweist wieder einmal, dass es um die Geschichten und die Menschen geht: Carl ist eine gezeichnete Version des alten Spencer Tracy, grummelig aber mit einem guten Herzen von hier bis zum Äquator. Sein Gegenspieler Charles Muntz ist eine unübersehbare, kantige Hommage an Kirk Douglas. Schon die in einer meisterlichen Montage zusammengefasste Lebens- und Liebesgeschichte von Carl und Ellie wird sicherlich das herzergreifendste Stückchen Film auf diesem Festival hängen bleiben. Wie Regisseur Pete Docter mit all den Nebenfiguren und originellen Wendungen der Handlung ein herzliches Spaßfeuerwerk in die Luft gehen lässt, ist ganz großes Kino mit kleinen Zeichenfiguren. Docter war Regisseur von „Monsters Inc.", aber vor allem auch Mitarbeiter bei allen zehn bisherigen Pixar-Spielfilmen!