11.5.09

Il Divo


Italien 2008 (Il Divo) Regie: Paolo Sorrentino mit Toni Servillo, Anna Bonaiuto, Piera Degli Esposti, Paolo Graziosi, Giulio Bosetti 110 Min.

Die Biographie eines italienischen Politikers als Unterhaltungsfilm? Das hat selbst bei Berlusconi in zwei Anläufen (Nanni Morettis „Der Italiener“ und Stahlbergs „xx“) nicht besonders viel Erfolg gehabt. Und nun Giulio Andreotti, den selbst die eifrigsten Spiegelleser vielleicht nur noch vage erinnern. Dabei war das Urgestein der italienischen Konservativen 25 mal Minister, 7 mal Premierminister. Zudem wurde er wegen seiner Beziehungen zur Mafia 29 mal angeklagt und 29 und freigesprochen. Doch wer nur kurz reinschaut in „Il Divo“ muss begeistert sein: Die Polit-Bio ist in Wirklichkeit Polit-Punk, der Überpate der italienischen Christdemokraten ein Nosferatu, ein Vampir umgeben von aberwitzigen Gestalten. „Il Divo“ sieht viel mehr nach Tarantino aus als nach Politik-Seminar.

Giulio Andreotti bestimmte das Machtsystem Italiens in den letzen vier Dekaden. Auch wenn die Regierungen in Rekordzeit gebildet und gestürzt wurden, er war immer da. Man nannte ihn den Star, den Buckligen, den Fuchs, den schwarzen Papst, die Ewigkeit, den Mann im Dunkeln, den Beelzebub. Und so zeigt ihn auch der Film: Vergessen Sie die Maskeraden der Doku-Spielfilme, die versuchen, ihre historischen Figuren mit viel Gummi im Gesicht aufleben und untergehen zu lassen. Hier entsteht über das Absurde, das Comic-Hafte, das Schräge ein exaktes Bild einer unfassbaren Person.