28.10.08
Willkommen bei den Sch'tis
Frankreich 2008 (Bienvenue chez les Ch'tis) Regie: Dany Boon mit Kad Merad, Dany Boon, Zoé Félix 106 Min. FSK: o.A.
Der Superhit aus Frankreich! Erfolgreichster Film aller Republiken und knalligste Komödie überhaupt! Soll uns das abschrecken oder neugierig machen? Den deutschen Hit "7 Zwerge" würde man ja auch nicht uneingeschränkt empfehlen. Die "Sch'tis" kann man zwar ins Herz schließen, aber weshalb sich die Franzosen dabei derartig ablachen, bleibt ein Geheimnis. Vielleicht ein Geheimnis der deutschen Zwangs-Synchronisierung ...
Auf jeden Fall vermittelt diese Komödie viel von französischen Klischees: Als der Postbeamte Philippe Abrams (Kad Merad) nach einer herrlich dämlichen Aktion statt in einem Zustellbezirk am Mittelmeer in den Norden versetzt wird, fragt er entsetzt: "Der Norden? Doch nicht etwas Paris?" Die Nuancen unbewohnbarer Gegenden sind sehr fein, aber Bergues in der Region Nord-Pas-de-Calais? Das ist undenkbar. Das ist nicht knapp vor Belgien, das ist weit hinter Sibirien! Dementsprechend packt ihn seine Frau in einen Parker und auf der Autobahn verstehen die Polizisten Philippes Schleichtempo. Niemand will nach Bergues!
Nach einer turbulenten ersten Nacht, die der neue Post-Boss bei einem Angstellten verbringt, versteht Philippe erst einmal gar nichts: Der Dialekt der Sch'tis ischt schiemlich unverschtändlisch und voller Schischlaute. Selbst die Untertitel bei Originalversionen müssen dabei irgendwann aufgeben und schreiben: Unübersetzbar! So geht ein Teil des Witzes bei nicht Frankophonen verloren. Doch es ist klar, dass die Nordmenschen gar nicht so barbarisch sondern ziemlich herzlich sind. So vergisst der Chef nach ein paar Wochen sogar fast, am Wochenende nach Hause zu fahren. Dort im Süden hält er die Mär vom furchtbaren Leben unter der Frostgrenze aufrecht. Grandios wird die Albernheit als seine immer liebenswertere Frau Julie dann doch in den Norden kommt und er den Kumpels gestehen muss, was er zuhause erzählt hat. Die sind erst beleidigt und spielen dann gewaltig Theater mit allen platten Klischees, die man so erwartet. Selbst ein paar verlassene Häuser werden zur Elendssiedlung für Julie aufgemöbelt.
Die Erfolgsklamotte spart sich nicht Schenkelklopfer wie eine Posttour, die zur Zechtour wird, weil der ungeübte Boss schon nach dem ersten Kaffee mit Genever nicht mehr geradeaus fahren kann. Doch vor allem mit seinen sympathischen Figuren punktet der Film und löste sogar einen Touristenboom im echten Bergues aus. Allen voran trumpft Ko-Star und Regisseur Dany Boon als unglücklich verliebter Antoine auf. Ihm gehört auch der romantische Höhepunkt, wenn Schti’ve Wonders "I just called to say I love you“ als Glockenspiel erklingt.