28.10.08
Mirrors
USA 2008 (Mirrors) Regie: Alexandre Aja mit Kiefer Sutherland, Paula Patton, Cameron Boyce 111 Min. FSK: k.J.
Spieglein, Spieglein an der Wand ... ihr wart im Märchen ein schönes Motiv für Eitelkeit und vergängliche Schönheit. Beim Horror dann gerne die Einfallpforte für das Reich des Bösen. Schon Märchen konnten dabei grausam sein, aber diese "Mirrors", dieser teilweise raffiniert verspiegelte Horror überschreitet Grenzen in den Bereich des nicht mehr Jugendfreien. Unnötig und zum Finale hin lässt die Brutalität um den Helden Kiefer Sutherland sowieso nach. Die Ideen gehen dabei leider auch aus...
Der "Teaser" vor dem Vorspann macht wie ein brillanter Kurz-Horror alles klar: Panisch hetzt ein Wachmann durch die Gänge einer U-Bahn. Wovor er flieht, sieht man auf den ersten Blick nicht. In einer Umkleidekabine verspricht ein Fenster den Ausweg, doch Gitter versperren ihn. Jetzt knarren die Spindtüren und der Gegner zeigt sich. Oder genauer: Der Gegner zeigt dem Wachmann sein Ebenbild in vielen kleinen Spiegeln. Der durchlebt Todesängste, bettelt die Glanzflächen an, entschuldigt sich, poliert sie devot. Doch die Wut des Glases zeigt sich in knisternden Rissen, eine dolchartige Scherbe fällt zu Boden. Als das Spiegelbild des Wachmannes sie ergreift und sich an den Hals setzt, muss das reale Opfer die Taten seines Abbildes erleben. Das Publikum auch, denn jetzt wird der Horror kopflos in seinen Mitteln, übertreibt maßlos bis absurd in drastischer Darstellung.
Wer nach diesem Auftakt mehr möchte, darf nun etwas ruhiger Kiefer Sutherland (Jack aus "24") als den am Boden zerstörten Ex-Cop Ben Carson erleben. Dass er im Dienst jemanden umbrachte, konnte er nicht verarbeiten, nur mit Alkohol runterspülen. Deshalb trennte sich seine Frau von ihm und nahm die Kinder mit. Jetzt tritt Ben in den Ruinen des abgebrannten New Yorker Luxus-Kaufhauses Mayflower einen Job als Nachtwächter an und begegnet schnell riesigen Spiegeln, die unerklärliche Dinge zeigen. Unerschrocken geht der ehemalige Polizist den schrecklichen Widerspiegelungen nach. Mit der Folge, dass jeder glaubt, er sei betrunken oder zu heftig medikamentiert. Ben muss sich nun im Gegenreich und bei seiner bedrohten Familie beweisen.
"Mirrors" ist ein Remake des koreanischen Horrors "Into the Mirror" (2003), man weiß ja mittlerweile, dass asiatischer Schrecken noch wirklich erschrecken kann. Zwar "hübschste" der Franzose Alexandre Aja ("The Hills Have Eyes") diesen Schocker auf, doch irgendwer hat auch mit Begeisterung Lars von Triers "Geister" gesehen. Bis auf einzelne Bildelemente ähnelt die Auflösung um grauenvolle medizinische Experimente in einem nun vergrabenen Krankenhaus der genialen TV-Serie des Dänen. Nur dass der seiner Geschichte so vertraute, dass er das Grauen sogar in komische Soap-Elemente verpacken konnte. Die Produzenten von "Mirrors" wollen ihr Klientel mit brachialem "Saw"-Handwerk bearbeiten. Das macht den ganzen Schrecken, der die Nerven des Publikums zeitweise sehr raffiniert belastet, wiederum harmlos, eine übertriebene Vorstellung der Schmink- und Trickabteilungen. Allerdings lernt man in diesem Film ganz schnell, ab sofort sehr aufmerksam in jeden Spiegel zu blicken.