4.10.06

Der tierisch verr ü ckte Bauernhof


USA 2006 (The Barnyard) Regie: Steve Oedekerk 90 Min. FSK: o.A
 
Da hat endlich mal jemand den Tier-Zeichentrick bei den Hörnern gepackt, hat dem frechen Humor die Sporen gegeben und ist im Schweingalopp über die üblichen Lieblichkeiten hinweg gerast: "Der tierisch verrückte Bauernhof" ist nicht der nette Film für die ganze Familie sondern ein herrlicher Spaß für den erwachseneren Humor.
 
"Party Animals" nennen die Anglophonen eigentlich Leute, die viel und ausgiebig feiern. Diese Party Animals sind die üblichen Farmtiere, die nächtens im Stall die Sau raus lassen. Während Stier Ben mit seiner morgendlichen Ansprache und der nächtlichen Wache halbwegs für Ordnung sorgt, beweist sich sein Sohn Otis beim Eissurfen, Golf spielen und Baden als echte Spaßkanone. Zwar ist das Kaufen von menschlichen Konsumartikeln verboten, doch Otis hat trotzdem ein Handy mit nervigen Klingeltönen. Als Ben im Kampf gegen hungrige Hyänen stirbt, wird Otis zum neuen Vorarbeiter gewählt, aber er kann nur vortanzen. Und jetzt tanzen die Viecher erst richtig auf den Tischen.
 
So weit die halbwegs konventionelle Story. Der Knaller dabei ist die Ausführung: Die Farm-Besetzung ist zwar vermenschlicht, aber keineswegs verniedlicht. Eine Kritik erwähnte "Beavis & Butt-Head" und die Richtung des frechen Humors wird damit vorgeben. Vor allem die Zeichnungen sind angenehm unverklemmt, so richtig lebenslustig wie es sich für Party Animals gehört. Da wird bei Tanzen kräftig mit dem Kuhhintern gewackelt und auch die Stiere tragen seltsamerweise Euter vor sich her. Ja, richtig: Vor sich her, da sie auf ihren Hinterbeinen laufen. Als dann der Bauer - als Vegan-Vegetarier Freund der Tiere - mitten in eine Versammlung sprechender Tiere auf zwei Beinen platzt, ist die schlagkräftige Zwischenlösung ein Brüller.
 
Ein weiterer Höhepunkt folgt direkt, als sich die Kühe unter Anführung Otis' Milch saufend mit einem Auto davonstehlen. Sie werden sich an den Jungs zu rächen, die nächtens immer schlafende Kühe umkippen. Während die Verfolgungsjagd durch Maisfelder noch ein überdrehtes Spaßelement darstellt, wird es im Finale dramatisch, als die Hyänen wiederkehren und Otis ihnen scheinbar nicht gewachsen ist.
 
Während Otis erstaunlich einfach gezeichnet ist, gibt es ansonsten viel zu kucken. Vor allen die keifende Nachbarin ist eine Karikatur-Perle. Statt des üblichen Gesülzes von Phil Collins oder Elton John hört man richtig gute Musikstücke, einen Johnny Cash bei der einsamen Wache des Vaters Ben oder bei seinem Begräbnis Peter Gabriels "Father, Son" über dessen eigenen Vater. Da ist "Der tierisch verrückte Bauernhof" auch mal richtig rührend. Dazu gibt es ziemlich erwachsene Show-Einlagen, wie überhaupt der Film ein rechter Anti-Disney ist: Nicht für jedes Alter, ausgefallen, zügellos, wild in Zeichnung und Humor. Allerdings auch nicht ganz Anti-Disney, denn die Lerneinheit vom jungen Stier, der sich erst die Hörner abstoßen muss und dann lernt, Verantwortung zu übernehmen, kommt uns doch bekannt vor. Aber selbst das kitschige Familien-Finale ist in dieser unzahmen Form bestens erträglich.