3.3.21
Raya und der letzte Drache / Disney+ mit VIP-Zugang, Start 5. März
Der 59. Disney-Animationsfilm ist vor allem wegen der Umstände seines Erscheinens bemerkenswert: Fürs Kino geplant, ist er nach dem Umdenken beim Mickey Mouse-Konzern ab dem 5. März auf zahlungspflichtigen Kanal Disney+ gegen eine zusätzliche Gebühr („VIP-Zugang") von 21,99 Euro zu sehen. Den Abenteuern der jungen Heldin Raya in einem fantastischen Südost-Asien zu folgen, ist eine teure Angelegenheit. Oder es spart das Kino, wenn mehrere Kids auf der Couch mit Popcorn versorgt werden.
Die einsame Reiterin Raya rollt durch einen Wilden Osten Asiens. Auf ihrem Freund Tuk Tuk, einer Riesen-Assel, sucht sie im Reich Kumandra nach dem letzten Drachen. Das Land ist in die fünf zerstrittenen Provinzen Herz, Zahn, Kamm, Klaue und Schweif aufgeteilt, nachdem ein magischer Kristall zerbrochen wurde. Schon Jahrhunderte vorher verschwanden die Drachen, die den Menschen im Kampf gegen finstere Monster, den Druun, beistanden. Damals wurde jeder, den die dunklen Wolken der Druun einfingen, versteinert.
Raya selbst ist nicht unschuldig daran, dass die labile Harmonie der fünf Völker zerbrach. Auf einer Feier ihres Vaters, des Wächters des Drachenjuwels, freundete sich die kleine Kämpferin vom Herz-Volk mit Namaari an, der Tochter der Zahn-Herrscherin. Beide Mädchen sind Fans des legendären letzten Drachen Sisudatu. Im Überschwang einer neuen Freundschaft zeigt Raya Namaari das Versteck des Kristalls, was diese im Auftrag ihrer Mutter zum Verrat benutzt. Im folgenden Kampf zerbricht der Drachenjuwel, die Druun kommen zurück, versteinern auch Rayas Vater. Kumandra ist fortan zerstritten und zerschnitten.
Die fantastische Saga von „Raya und der letzte Drache" wirkt auf den ersten Blick groß und komplex, doch die Geschichte der Disney-Animation bleibt bei überwältigend gezeichneten Welten übersichtlich. Es geht um Vertrauen, einen nötigen Vertrauensvorschuss, um das Gegeneinander von Völkern oder Kontinenten aufzuheben. Dabei wird auf dem Weg zur Verständigung selbstverständlich kräftig gekämpft. Teilweise mit einer atemberaubenden Akrobatik im Stile des Realfilm-Klassikers „Tiger and Dragon". Raya ist mit ihrem spiegelnden Schwert eine kleine Schwester der chinesischen Heldin „Mulan", wobei bei solchen Vergleichen und vor allem Filmprojekten aufgepasst werden muss: Hoffen wir, dass hier jede Synchro-Sprecherin den richtigen Hautton hat, sonst gibt es wieder einen Shitstorm wegen „kultureller Aneignung". Denn sehr nett bedienen sich die grandiosen Farbspektakel vom Eastern mit Cowgirl „Raya und der letzte Drache" bei Details thailändischer Kultur: Vom extrem scharfen Essen über den Nachtmarkt am Fluss bis zum Tuk Tuk. Hier kein knatterndes Taxi-Moped, sondern der rollende und leicht abzulenkende tierische Sidekick Rayas.
Auf ihrem Weg zu den Bruchstücken des Kristalls in einem zerbrochenen Land findet Raya nicht nur den grell kolorierten weiblichen Drachen Sisu, der nicht imposant, sondern albern und naiv ist. Die wachsende Reisegesellschaft stellt sich aus den fünf Völkern zusammen und am Ende gibt es wieder den Kampf mit Namaari, jetzt wegen ihrer Frisur „Prinzessin Undercut" genannt. Wie gesagt, alles recht übersichtlich, dies ist ein Disney- und kein Pixar-Film. Spaß und Unterhaltung satt. Die Gesichter sind sehr lebendig und realistisch, aber immer noch mit einem plastikhaften Touch. Umgebung und Ausstattung dagegen faszinierend detailliert. Hier stellt sich wieder die Frage, weswegen Disney nicht gleich real filmt, wenn die Animation so realistisch wird. Aber man kann ja noch einen Realfilm nachschieben, wenn die Sache ein Erfolg wird. Siehe „Mulan", „Dschungelbuch" und viele andere. Zuerst muss jedoch das bewegende Finale von „Raya" daran arbeiten, dass die Vermarktung an den Kinos vorbei funktioniert.
„Raya und der letzte Drache" (USA 2021), Regie: Don Hall, Carlos López Estrada, Paul Briggs, John Ripa 114 Min., FSK: ab 0