8.3.21
Das Hausboot / Netflix
Für Fans des Musikers Olli Schulz oder des Bastel-Influencers Fynn Kliemann war es schon fast ein Mythos: Das Hausboot, an dem sie seit zwei Jahren herumbauen und verzweifeln: Olli Schulz fand eine Zeitungsanzeige über den Verkauf des legendären schwimmenden Heims von Gunter Gabriel und stand sofort unter Dampf. Bei einer Kneipennacht holte er Fynn Kliemann ins Boot. Das sich im Laufe der nächsten Monate als Schrottimmobilie herausstellte. Der Traum einer coolen Location und eines schwimmenden Aufnahmestudios samt Schlafplatz für Bands war lange weit entfernt.
Olli Schulz und Fynn Kliemann geben in der vierteiligen Netflix-Doku über einen fast kompletten Hausboot-Neubau ein Komiker-Duo, das sich immer mehr anfeindet, ja tiefer Laune und Kontostand sinken. „Olli ist mein Anker, der mich runterzieht". Zwar gibt es die Verabredung „Dienstag ist Boottag" (auch für die Ausstrahlung), aber anpacken tun die beiden Promis immer weniger. Sie schweißen mal kurz für die Kamera (Kliemann), womit sie die wahren Arbeiter und den eigentlichen Projektleiter Max nur noch nerven. Koch Tim Melzer schaut vorbei und schüttelt den Kopf auf dem dicken Stiernacken – seine Millionen werden hier nicht versenkt. Selbst „Tatortreiniger" und Komiker Bjarne Mädel, ein Kumpel von Schulz, kann angesichts der Lage kein einziges Mal lachen. Und Jan Böhmermann, Ollis Podcast-Partner bei „Fest & flauschig", sagt nur: „Mein Geld kriegt ihr nicht!"
Das erzeugt dank des originellen Typen Olli Schulz und des hyperaktiven, erstaunlichen Selbstüberschätzers Fynn Kliemann eine Weile lang schmunzelndes Wundern über eine sehr verrückte Aktion. Mehr ist nicht und es ist zu lang. Aber schön, dass Netflix auch für so was etwas (Geld) übrighat.
„Das Hausboot" (BRD 2021), Regie: Regina Schlatter, mit Olli Schulz, Fynn Kliemann, vier Folgen à 40 Min., FSK: ohne Angabe