USA 2019 Regie: Jon Watts, mit Tom Holland, Jake Gyllenhaal, Cobie Smulders, Samuel L. Jackson 129 Min.
Peter wird der neue Tony
Nach dem großen Finale in „Avengers: Endgame", dem 22. Superhelden-Film von Marvel, geht es unbekümmert weiter mit der Gelddruckmaschine Marvels. Mehr als unbekümmert, nämlich harmlos und banal beginnt „Spider-Man: Far from Home" als Highschool-Filmchen. Mit Peter Parker (Tom Holland) als schüchternem verliebtem Jungen auf Schulausflug. Dass dieser direkt nach Venedig, Prag und London führt, zeigt wie größenwahnsinnig diese Film-Serie ist.
Nach einem teenager-peinlichen Anflug wird Venedig direkt von einem Wasser-Monster auseinander genommen. In dieser ersten Action-Einlage vor den Augen seiner Mitschüler ist der nur mäßig maskierte Spider-Man noch ziemlich lächerlich. Der vermeintliche Retter, der mysteriöse Mysterio mit grünem Taucherhelm, bietet sich als neuer Super-Vaterersatz für Peter an. Ersatz auch für Tony Stark, der in „Avengers: Endgame" fast sicher seinen Abschied aus der Serie nahm?
Die Vaterfigur Stark lebt mit ihrer Super–Brille weiter, die er Peter Parker als neues Spielzeug vermacht. Und schließlich wird sich unter dem berührt bewundernden Blick von Starks Assistent Happy Hogan (Jon Favreau, der Regisseur des ersten „Iron Man") zeigen, dass Peter der neue Tony werden soll.
Mit Jake Gyllenhaal als Mysterio reiht sich kurz ein weiterer, einstmals ernsthafter Schauspieler in die Reihe der Marvel-Superhelden ein. Seine Figur führt eine überraschend ironische Verschwörung an: Dass ein Mega-Konzern einen Film über die Rache kleiner, übergangener Angestellter macht, die sich an einem Mega-Konzern rächen wollen, entbehrt nicht der unfreiwilligen Komik. Aber die kleinen, übergangenen Angestellten sind ja auch die Bösen.
Neben diesen Fußnoten für Fans und Nerds bietet „Spider-Man: Far from Home" als Film an sich nur die x-te Variante von Spider-Man: Ein Teelöffel voll Psychologie um den Waisenjungen, der sich emanzipieren will, und haufenweise Action, die sich verselbständigt. Nach der wirklich neuen und innovativen Animation „Spider-Man: A new universe" setzt jetzt wieder Routine ein. Dass die Bedrohung durch vier Element-Wesen nur Projektion eines bösen Regisseurs ist, legt allerdings Spuren für neue Verschwörungstheorien über Hollywood aus. Zumindest zeigt Hollywood hier kurz mal, was visionär möglich wäre, wenn die uralte Geißel des Realismus' nicht all diese Geschichten zur Langweile verdammen würde. Die Szenen, die Peter Parker und das Kinopublikum in völlige Verwirrung stürzen, sind die interessanten des Films.