Fast & Furious: Hobbs & Shaw
USA 2019 Regie: David Leitch, mit Dwayne Johnson, Jason Statham, Idris Elba, Vanessa Kirby, Helen Mirren 136 Min.
Autos sind Auslaufmodelle - das Auslaufmodell „Hollywood" weiß das auch. So kommt „Fast & Furious: Hobbs & Shaw" relativ abgasfrei und übervoll mit heißer Action- und Comedy-Luft daher. Idris Elba stiehlt dabei als schwarzer Terminator den alten Zankweibern Dwayne Johnson und Jason Statham die Schau.
Dass es beim achten „Fast & Furious" hauptsächlich um den Spaß zerstrittener Buddies geht, zeigt die originelle Parallel-Montage zu Beginn:
Der klinische reine Brite Deckard Shaw (Jason Statham) trifft auf den lässigen US-Agenten Luke Hobbs (Dwayne Johnson). Das ist psychologisch nicht sehr unterfüttert, reicht aber für den Anfang einer Buddy- und Familien-Geschichte. Denn der Virus, der zur üblichen Weltenrettung einzudämmen ist, steckt in Shaws Schwester Hattie (Vanessa Kirby). Cyborg und Übermensch Brixton (Idris Elba) will für die mysteriöse Organisation Eteon mit einer weltweiten Epidemie alle schwachen und „unwerten" Menschen umbringen.
Gerichte entscheiden mittlerweile, dass Raserei mit Autos Mord ist, doch das Kino verdient weiter damit, Vollgas-Dumpfbacken als cool zu verkaufen. Allerdings lief die „Fast & Furious"-Reihe bislang eher wie ein mühsam zusammengeschustertes Modell vom Schrottplatz: Die Teile - Darsteller und Handlung - sind so oft ausgetauscht worden, dass der ganze Mist nur mühsam vom Titel zusammengehalten wird. Nur das Grundprinzip blieb das Gleiche: Vollgas bis jemand stirbt.
Wrestler Dwayne Johnson und Transport-Fahrer Jason Statham sollten nun „Fast & Furious" noch einmal flott machen - dabei sind sie als Schauspieler mittlerweile auch eher in der Resteverwertung tätig. Idris Elba verlängert hingegen als schwarzer und gefallener Terminator grandios seine Marvel-Rolle des Heimdall aus „Thor". Sein ebenso eindrucksvoller Sidekick ist ein selbst fahrendes, in voller Verfolgungs-Action klappbares Motorrad.
Um Elba drehen sich auch die klasse Action-Szenen der ersten Hälfte. Während ein paar Einzelsequenzen beeindrucken, ist „Hobbs & Shaw" im Grossen und Ganzen nicht elegant aufgebaut. Regisseur David Leitch hat mit „Deadpool 2" (2018) und „Atomic Blonde" (2017) zwei zumindest interessante Genre-Stücke hingelegt. Hier fehlt eine ordnende Hand für das Gesamtprodukt. Beim sehr sinnlosen Rennen und Raufen nerven irgendwann die ordinären Kebbeleien des alten Pärchens Hobbs und Shaw. Als der Film schon längst viel zu lang ist, wird noch klebrige Familienaussöhnung angepappt.
Es gibt zwar kein einziges Wettrennen, aber immer noch endlose Prügeleien. (So lang, dass die Szene zwischendurch unmotiviert von Nacht zu Tag wechselt.) Es ist ein Hohn, dass Prügeln auf Samoa als archaisches Erbgut gefeiert wird, und niemand das Wort rückständig oder primitiv denkt.
Generell ist die Besetzung neben den beiden Haupt-Trotteln eindrucksvoll: Vanessa Kirby hält sich als knallharte kleine Schwester zwischen den Muskelbergen vortrefflich. Helen Mirren glänzt als Mama Shaw im Knast in zu wenigen, viel versprechenden Auftritten. Ryan Reynolds gibt mit seiner besten, der verrückten Seite den Kollegen vom CIA. Auch wenn er die für nächstes Jahr fest eingeplante Fortsetzung im Abspann ankündigt, wäre noch eine Folge von „Deadpool" die bessere Wahl. Denn selbst bei gründlicher Runderneuerung und mit voller Dröhnung dessen, was ein aufgerüstetes Kino heutzutage hergibt - Dolby Atmos, 3D - scheppert diese alte Blechkiste reichlich hohl.