Frankreich, Schweiz 2018 (Un couteau dans le cœur) Regie: Yann Gonzalez, mit Vanessa Paradis (Anne Parèze) · Nicolas Maury (Archibald Langevin) · Kate Moran 106 Min. FSK ab 16
Die wegen ihrer hohen Stimme immer noch mit „kindlich" verwechselte Sängerin und Schauspielerin Vanessa Paradis, ist in letzter Zeit immer mehr in anspruchsvollen und vielschichtigen Rollen zu sehen. In dem genialen und völlig eigenartigen „Messer im Herz" tritt sie als Anne (Vanessa Paradis) auf, die in ihrem verzweifelten Liebeswahn anfangs wie ein kleines Kind wirkt. Dabei ist ihr Job als Produzentin und Regisseurin von billigen Schwulen-Pornos sehr erwachsen. Vor dem diesem Hintergrund des Undergroundkinos der 70er Jahre ereignen sich brutale Morde an ihren Darstellern.
Es ist grandios, wie Anne ihre Befragung bei der Polizei direkt in eine völlig überzogene Porno-Szene umsetzt. „Der schwule Mörder" soll ihr nächster Erfolg werden, doch wegen eines Mörders gehen ihr die Darsteller aus und neue haben Angst vor dieser Produktion.
Vanessa Paradis gibt exzessiv verliebten Filmemacherin Anne eine faszinierend schillernde Figur in einem faszinierenden Film: Regisseur
Yann Gonzalez („Begegnungen nach Mitternacht") erinnert mit seinem sensationellen Stilwillen an Rainer Werner Fassbinder, an den Kanadier Xavier Dolan („Mommy", „Herzensbrecher") oder an François Ozon. Da gibt es Lack- und Leder-Klamotten auf dunklen, nassen Straßen. Die Ästhetik der 70er vor allen in den Ausschnitten der Porno-Filmchen. Märchen- und traumhaft bis surreal die Negativaufnahmen mit einem mysteriösen blinden Raben. Und unangenehm brutal die Morde, die an William Friedkins umstrittenen „Cruising" erinnern oder an den Slasher-Trash von Dario Argento („Suspiria").
Yann Gonzalez beherrscht das Spielen mit den Stilen ganz wunderbar. Seine Figuren sind frech und frei wie der Film. Eine Entdeckung, die Spaß und neugierig macht.