Großbritannien 2018 (Red Joan) Regie: Trevor Nunn, mit Judi Dench, Sophie Cookson, Stephen Campbell Moore, Tom Hughes 102 Min. FSK ab 6
„Red Joan", also „Die rote Johanna", klingt der Filmtitel im Original etwas reißerischer und verweist auf die wahre Geschichte der englischen Physikerin Melita Norwood, die während des 2. Weltkrieges Pläne zum Bau einer Atombombe an die verbündete Sowjetunion weiterleitete. Während Judi Dench als ältere, enttarnte Joan Stanley die Verhöre still erleidet, gehen ihre Erinnerungen zurück in die Dreißigerjahre. Joan (Sophie Cookson) landete als Studentin in einer Gruppe von jungen Kommunisten, die sich gegen den Faschismus in Spanien engagieren. Ihr Geliebter Leo (Tom Hughes) ist ein russischer Jude, der zuerst seine Heimat und dann Deutschland fliehen musste. Als Sekretärin angestellt, arbeitet Joan bald entscheidend bei der Entwicklung der Wasserstoffbombe mit. Mit den mörderischen Folgen der Atombomben-Abwürfe auf Japan konfrontiert, entscheidet sie sich dafür, dass alle Großmächte diese Technologie besitzen sollen und nur ein Gleichgewicht des Schreckens einen weiteren Einsatz verhindern kann.
Eine eigentlich spannende Geschichte um eine sehr kluge Frau, die eine dauernde Unterschätzung ihrer Fähigkeiten perfekt zur Spionage einsetzte. Dazu steht sie zwischen zwei Männern, der eine ist dauernd in Moskau, der andere verheiratet. Auch das hat Potential, aber Regisseur Trevor Nunn ist mehr wegen des Textes des Liedchens „Memory" aus „Cats" bekannt als wegen seiner Theater-Verfilmungen. So bleibt die Sache trotz Judi Dench in einer geteilten Hauptrolle recht emotionslos und erschreckend konventionell. Spannend geriet die Spionage-Geschichte nie, rührend sind weder Liebes- noch Mutter-Sohn-Drama.