Luxemburg, Belgien, Frankreich 2018 Regie: Thomas Vinterberg, mit Léa Seydoux, Colin Firth, Matthias Schoenaerts, Max von Sydow 118 Min. FSK ab 16
Thomas Vinterberg hat eine eindrucksvolle Reihe außerordentlicher und sehr guter Filme realisiert: „Die Kommune", „Die Jagd", „Submarino", „Dear Wendy", „Das Fest". Nun verfilmt er routiniert spannend den Untergang des russische U-Boots Kursk nach einem wahren Ereignis. Bei dem niemand weiß, was wirklich im Wrack passierte.
Während irgendeines dieser Militär-Manöver im Stile von „Meiner ist länger als deiner" explodiert ein Torpedo im russischen U-Boot Kursk. Der Film trifft einen mit voller Breitseite aus Explosionen, Feuersbrünsten und Wassereinbrüchen. Die Militärführung hat angesichts der Trümmer sofort alle Hoffnung auf Überlebende aufgegeben. Doch 23 Männer haben in einer Kammer überlebt, die langsam mit eiskaltem Wasser vollläuft. Das letzte der Rettungsbote, das die Russen noch nicht verkauft haben, hat zwar angedockt. Doch das Material ist in einem derart desolaten Zustand, dass nichts funktioniert. Das am Manöver beteiligte US-amerikanische Militär bietet Hilfe an, doch russischer Nationalstolz lässt dies nicht zu.
Das ist von der Substanz her übersichtlich, in der Ausführung sehr packend und effektiv. Klassisch für den Katastrophenfilm arbeitet „Kursk" mit Parallelmontage zu den bangenden Ehefrauen und Familien, während den Eingeschlossenen langsam das Wasser bis zum Hals steigt. „Kursk" zeigt knallharte Kerle, die selbst in extremen Situationen noch Galgenhumor besitzen. Dabei ist alles nicht so klaustrophobisch wie in „Das Boot". Zentral steht der Belgier Matthias Schoenaerts, der als Anführer Michail Awerin die Ruhe bewahrt und Mut gibt. Ein sehr intensiver Schauspieler, der mit Vinterberg schon „Am grünen Rand der Welt" gedreht hat.
Ansonsten sieht man exzellente Schauspieler und glaubt sie unterfordert wie Léa Seydoux als Ehefrau und Mutter. Am Rande steht ein relativ junger Colin Firth für die Stimme der Vernunft, während der alte Max von Sydow das verknöcherte russische Militär darstellt. Matthias Schweighöfer, als einer der ersten Opfer schnell raus aus der Handlung, erinnert allerdings stark an Euro-Pudding, wo vor allem die internationale Finanzierung die Besetzung bestimmt.
„Kursk" ist sehr spannend, aber mehr Katastrophen-Film als ein typischer Thomas Vinterberg. Hier wird eher ein Blick auf das Funktionieren und Nicht-Funktionieren von Gesellschaft und Militär geworfen. Es geht um Transparenz und mündige Bürger. Nicht so sehr um das tiefere Wesen der Menschen. Allerdings gelingt es dem Dänen weitestgehend, sich von - in solchen Filmen typischer - militärischer Logik fern zu halten und immer wieder zu betonen, dass es um Menschenleben geht. Dass diese Katastrophe nicht nur die erstickenden jungen Männer betrifft, sondern auch ihre Kinder, also die nächsten Generationen. Das betont auch der Schlusssatz, dass „71 Kinder während des Unglücks ihren Vater verloren". Eine weitergehende Kritik am allgemeinen und in vieler Hinsicht mörderischen Wahnsinn des Wettrüstens wird hier nicht geäußert.