Frankreich 2019 Regie: Luc Besson, mit Sasha Luss, Helen Mirren, Luke Evans, Cillian Murphy 119 Min.
Der französische Regisseur, Autor und Produzent Luc Besson hat der Kinogeschichte mit Filmen wie „Das fünfte Element" (1997), „Léon – Der Profi" (1994) oder „Im Rausch der Tiefe" (1988) viel Spaß gemacht. Zuletzt war in „Valerian - Die Stadt der tausend Planeten" (2017) oder „Lucy" (2014) nur noch ein Abglanz davon zu sehen. „Anna" ist nun so ein typischer „später" Besson: Ein paar klasse Ideen, eine schöne Frau und eine Ausführung, die amüsiert, aber nicht völlig überzeugt.
Auf einem Moskauer Trödelmarkt findet ein französischer Model-Agent die schöne Anna (Sasha Luss), die dort Touristen Matroschkas andreht. Annas Karriere in Paris geht zwischen Star-Glamour und Sklavenhaltung der schönen Frauen rasant ab. Bis Anna sehr kühl und professionell einen Landsmann im Hotel erschießt. Dann springt der Film ein paar Jahre zurück. Anna ist eine geschlagene und unterdrückte Frau, die den KGB als Ausweg sieht...
Der neue Besson führt uns trickreich und vergnüglich an der Nase herum. Nein, nicht das Schachspiel, das der Chef des KGB liebt, ist die entscheidende Metapher. Es sind die Matroschkas, nach deren Prinzip der Film immer wieder in der Zeit zurückspringt und eine andere Schicht der Geschichte enthüllt. Er könnte auch heißen „Wer ist Anna?", aber so einen Titel gab es schon mal.
Die vorläufige Antwort lautet: Anna ist eine russische Auftragskillerin, die mit einer Model-Kollegin ein Verhältnis hat, ihren KGB-Anwerber liebt und die Abwerbung vom CIA wohl reizvoll findet. Dabei muss Hauptdarstellerin Sasha Luss selbst reizvoll und schlagkräftig sein - dies ist schließlich ein Besson-Film. Und der Regisseur präsentierte schon Nathalie Portman, Ex-Model Milla Jovovich, Scarlett Johannson oder Ex-Model Cara Delevingne auf diese zwiespältige Art. Starke Frauen, aber vor allem immer schön anzusehen.
Eine Ausnahme ist diesmal Helen Mirren, die als knallharte KGB-Chefin rauchend und motzend eine herrlich weibliche Version der Jean Reno-Rollen bei Besson gibt.
„Anna" ist ein Palindrom, es heißt von vorne oder von hinten gelesen das Gleiche. So wie Besson immer die gleichen Frauen (-Geschichten) erzählt: Schön und verletzt, mit einer verständlichen großen Wut und einer extremen Durchschlagskraft. Man könnte es als Fortschritt bezeichnen, dass Anna in „Anna" diese Rolle anwidert. Wie sie die größten Spionage-Firmen der Welt und die beiden Männer, die sich um sie kümmern wollen, ausspielt, ist großartig. Der Höhepunkt des Films! Und besonders originell, nicht als Prügelei ausgeführt, sondern als Dialog. Zwar enthält „Anna" selbstverständlich reichlich Action-Einlagen und Killen wie auf dem Catwalk. Aber der Clou ist die clevere Idee, der große Plan hinter allem. Und der kommt immer noch aus dem nicht ganz so attraktiven Köpfchen von Luc Besson.