15.9.14

Wenn ich bleibe

USA 2014 (If I stay) Regie: R.J. Cutler mit Chloë Grace Moretz, Mireille Enos, Liana Liberato, Jamie Blackley, Stacy Keach 107 Min.

Schöne Jugendzeit ... Eine gute Zeit, um sich mit dem Tod zu beschäftigen? Eher nicht, im Teenie-Film wird die Begegnung mit dem Tod zum Horror, fast immer. „Wenn ich bleibe" schlägt die andere Richtung zum romantischen Rührstück ein: Mia Hall (Chloë Grace Moretz) hat, obwohl Tochter von Punk-Eltern, eine enorme Begabung und Begeisterung für das Cello-Spiel. Aber ausgerechnet Adam (Jamie Blackley), der Held einer aufsteigenden Rockband interessiert sich für das etwas nerdige Mädchen. Nach vorsichtigem Flirt und liebevollem Anfang einer Beziehung geht Adam auf seine erste längere Tour und Mia bewirbt sich für die berühmte Juilliard School im fernen New York. Was ausgerechnet bei Adam, der keine behütete Kindheit hatte, große Angst hervorruft, verlassen zu werden. Kurz, eine erste Probe für die frische Liebe, ein Thema, das man so direkt als unspannende Wiederholung von Altbekanntem abhaken könnte.

Doch ein Winterausflug von Mias Familie endet tödlich. Nur Mia überlebt schwerverletzt und landet im Koma. Und völlig neben sich in einer langen außerkörperlichen Erfahrung. Sie erlebt die eigene OP, das Eintreffen der Großeltern und Freunde an dem Krankenbett, in dem sie selbst reglos liegt. In der Verzahnung dieser dramatischen Situationen mit der Entwicklung von Mias Beziehung mit Adam wird deutlich, dass irgendwie nur ihre Entscheidung für oder gegen die Juilliard School, für oder gegen Adam den Dornröschenschlaf beenden kann. Was Mia schließlich zurückholt, ist Musik, von der es angenehm viel im Film gibt.

Einmal abgesehen davon, ob diese Konstruktion nach Gayle Formans Roman „If I Stay" (dt.: „Wenn ich bleibe") psychologisch haltbar ist, hat die Verflechtung von „Out of Body Experience" und Mias Vorgeschichte ihren Reiz. Gut gespielt vor allem von Chloë Grace Moretz („Hugo Cabret", „Let Me In"), nur etwas zu träge montiert, gewinnt die einfache Romanze so tatsächlich eine weitere Dimension. Von der man allerdings nicht viel erwarten darf: Das Jenseits bleibt als ein hell leuchtendes Glücksgefühl undifferenziert und religiös neutral. Die Entscheidung, ob man im großen New York studieren soll oder bei dem rumtourenden Rocker bleiben, ist auch nicht wirklich eine Frage von Leben und Tod. Doch wenigstens in dieser Form für das Zielpublikum unterhaltsam. Nur schade, dass der Film die Krücke des Voice over benutzt, dass wir Mias Gedanken, ob sie sterben oder weiterleben möchte, ausdrücklich hören und nicht das gute Minen-Spiel von Chloë Grace Moretz dies allein ausdrücken darf.