16.9.14

Heli

Mexiko, Frankreich, BRD, Niederlande 2013 Regie: Amat Escalante mit Armando Espitia, Andrea Vergara, Linda González, Juan Eduardo Palacios, Reina Torres, Gabriel Reyes 105 Min.

„Heli" war einer der stärksten bewegenden und schockierenden Film von Cannes 2013, wo der Mexikaner Amat Escalante den Preis für die Beste Regie erhielt: Wie in einer Sozialdoku erleben wir, wie der junge Heli gemeinsam mit seinem Vater, seiner 12-jährigen Schwester Estela, seiner Frau und dem gemeinsamen Kind in einem kleinen Haus am Rande einer Stadt in Zentralmexiko lebt. Vater und Sohn arbeiten in einer Automobilfabrik. Als Helis Schwester Estela den jungen Polizeikadetten Beto kennenlernt, der das junge Mädchen ungeachtet ihres beinahe noch kindlichen Alters gerne heiraten würde, verursacht der eine Katastrophe. Eher unwillig von Kollegen angestachelt entwendet Beto mehrere Päckchen mit Kokain und versteckt sie auf dem Dach von Estelas Familie, die von nichts ahnt. Was der brutalen Gewalt vom Drogenkartell, aber auch von Polizei und Militär egal ist. Entführung und Folter sind die Folgen.

Eine Gewalt, die schwerer erträglich als in aktuellem Hollywood-Schund ist, aber wohl leider ziemlich nahe dran am realen Leben in Mexiko. Gleichzeitig ein fein gezeichnetes Psychodrama zwischen Heli und seiner Frau, eine erotische Story um die ermittelnde, sexuell frustrierte Polizistin, eine erschütternde Ansicht vom völligen Verfall der Moral.

„Heli" ist mit seiner ergreifenden Geschichte, im tollen Schauspiel und durch eine klasse Inszenierung eindrucksvoll, auch wenn der junge Regisseur Amat Escalante nicht die Klasse seiner Landleute bei „Amores perros", „Y Tu Mamá También" oder bei den Filmen von Carlos Reygadas hat. Escalante bedankte sich nicht nur bei seinem deutschen Produzenten und der Förderung durch die Film- und Medienstiftung NRW, sondern auch bei deutschen Einflüssen: Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau, Werner Herzog und der Arriflex-Kamera, mit der er seinen ersten Film drehte.