16.9.14

Shirley - Visionen der Realität

Österreich 2013 Regie: Gustav Deutsch mit Stephanie Cumming, Christoph Bach 93 Min. FSK: ab 0

Bilder des amerikanischen Realisten Edward Hopper (1882-1967) gehören zum kulturellen Allgemeingut, zur gemeinschaftlichen ikonischen Bibliothek der westlichen Gesellschaften. So taucht die Eckbar von „Nighthawks" (1942) in zahllosen Filmszenen auf, bei Wenders und anderen, aber auch in allen möglichen Parodien. Nun nimmt sich der Regisseur Gustav Deutsch in „Shirley – Visionen der Realität" gleich 13 Gemälde von Hopper vor, lässt sie auf faszinierende Weise dreidimensional werden und bespielt sie mit der fiktiven Biografie einer Amerikanerin namens Shirley (Stephanie Cumming) in den 30er, 40er und 50er Jahren. Zum 28. August von 13 Jahren werden, beginnend 1931, vor Schwarzbild Nachrichten eingespielt, bevor ein Gemälde von Hopper aus diesem Jahr aufblendet. In diesen sehr exakten räumlichen Nachbildungen von gemalten Räumen rührt sich in einem immer wieder erstaunlichen Moment dann etwas. Handlung gibt es allerdings nur in begrenztem Maße, denn Deutsch treibt die Künstlichkeit noch weiter. Wir hören nur jeweils den inneren Monolog Shirleys, dazu nur mal ein wunderbares Lied von David Sylvian.

Shirley überdenkt dabei ihre Haltung zu Hollywood, während sie in „New York Movie" steht, und die wahrscheinlich im New Deal gegründete, linke Theatertruppe „The Living Theatre". Der Wirtschaftskrise folgt der 2. Weltkrieg, dann die Kommunistenhatz unter McCarthy und Nixon. Selten gibt es Gedanken zu Stephen (Christoph Bach), einem Partner Shirleys.

So erweist sich „Shirley – Visionen der Realität" als ideale Träumerei mit den meist einsamen Menschen in Hoppers Gemälden. Doch um Shirleys Lebensweg in die Bilder-Rahmen zu zwängen, muss die minimale Geschichte doch arg zurechtgebogen werden: Für „Office at Night" (1940) erzählt Shirley, dass sie für das method acting auch schon mal die Berufen annimmt, die sie in ihren Rollen spielt. Also wohl Sekretärin in diesem Fall. Dem Experimentalfilmer Gustav Deutsch gelang im Bild ein spannendes Experiment, die Tonspur irritiert eher.