USA 2010 (Shanghai) Regie: Mikael Håfström mit John Cusack, Gong Li, Chow Yun-Fat, David Morse, Ken Watanabe 104 Min.
„Shanghai" ist von einer super west-östlichen Besetzung bevölkert: John Cusack, Gong Li, Chow Yun-Fat, David Morse und Ken Watanabe tummeln sich 1941 in der letzten freien Stadt Chinas. Zwischen den herrischen Japanern und den noch nicht offiziell eroberten Chinesen können die Amerikaner und Europäer in den verschieden Sektoren der quirligen Stadt nicht viel tun - außer sich zu vergnügen. Doch Paul Soames (John Cusack), der mit der Bremen aus Berlin kommt und nicht nur deswegen im Verdacht steht, ein Nazi-Freund zu sein, will den Tod eines Freundes aufklären. Mit der schwachen Tarnung als Journalist kommt der amerikanische Spion Soames hinter geheime Verhandlungen japanischer Militärs und deutscher Ingenieure, bei der es um Blauzeichnungen neuer Torpedos geht. Da der Lebemann seine Agenten-Aufgabe ernst nimmt, verführt er noch auf der Überfahrt die Gattin des deutschen Botschafters (Franka Potente) und verfällt der Lieblings-Frau (Gong Li) des mächtigsten chinesischen Gangster-Bosses Anthony Lan-Ting (Chow Yun-Fat). Auch deshalb gerät der forsche Fremde in Konkurrenz mit dem heimlichen Machthaber der Stadt, dem japanischen Offizier Tanaka (Ken Watanabe).
Gute Schauspieler, faszinierende Bauten, große Kulissen, sehr cool gestylte Kostüme - und trotzdem kann „Shanghai" nicht in seinen Bann ziehen. Dieses chinesische „Casablanca" bemüht den Off-Kommentar wie in der Schwarzen Serie und selbstverständlich tappt Soames direkt in eine Falle, auch wenn die Lady nicht blond ist. Gong Li hat als Anna die beste Rolle: Deren Vater wurde von den Japanern ermordet, zum Schutz ging sie eine Ehe mit dem Mafia-Boss ein und arbeitet trotzdem für den Widerstand. Gong Li zeigt sehr viele Gesichter, verführerisch, müde, gequält aber auch hier springt der Funke nicht über. Nur für Sekunden gibt es einen Hauch Wong Kar-Wai. Liegt es an der schwächeren Musik des Deutschen Klaus Badelt?
Regisseur Mikaël Hafstrom („The Rite"), der schon 2007 im reizvollen Horrorfilm „Zimmer 1408" mit Cusack zusammenarbeitete, kann mit seinem Star diesmal nicht die ansonsten eindrucksvolle Leinwandpräsenz erzeugen. Die Figur des ein Spions, „der ein gebrochenes Herz hat, aber das ist so lange her, dass er es nicht im Alkohol ertränken muss" ist zu abgegriffen, um noch zu packen.
Am spannendsten ist, wie sehr die Figur Cusacks dem berühmten Sowjet-Spion Richard Sorge nachgebaut ist: Dieser tarnte sich in Japan ebenfalls mit Nazi-Sympathien, schrieb für die Frankfurter Zeitung und warnte vergebens vor dem Angriff auf Pearl Harbor. Eine Erwähnung des ehemaligen Wirtschaftswissenschaftlers an der TH Aachen gibt es nicht und auch sonst nichts Erwähnenswertes.