Frankreich 2011 (Ma Part Du Gâteau) Regie: Cédric Klapisch mit Karin Viard, Gilles Lellouche 109 Min. FSK ab 12
Cédric Klapisch, der 2002 mit der multinationalen Erasmus-Komödie „L'auberge espagnole" bekannt wurde, inszeniert nun das Aufeinanderprallen von unterschiedlichen Sozialwelten in Frankreich: In einer Parallelmontage laufen die Leben der nach 20 Jahren Betriebszugehörigkeit entlassenen France (Karin Viard) und des Börsenspekulanten Steve (Gilles Lellouche) gegeneinander, bis sie sich in seiner Pariser Wohnung treffen. Denn France muss einen Job als Hausangestellte annehmen und ihre drei Töchter in Dünkirchen zurücklassen. So steht das leere Luxusappartement gegen ihre überfüllte kleine Wohnung. Sein Ausflug nach Venedig gegen die dreckige Motocross-Halde hinter der Raffinerie. Die Glastürme der Banker gegen das raue Klima Dünkirchens mit der kämpferischen französischen Arbeiterklasse. Zwar ist der Spaß eindeutig auf der Seite von France, etwa wenn sie im Discounter mit ihren Töchtern zu „Pretty Woman" tanzt, doch ihr Mut und Durchhaltewillen können die Bitterkeit der Situation nur kurzzeitig überspielen. Dass France sich dann auch noch um seinen kleinen Sohn kümmern muss, den die Mutter wohlweißlich heimlich abliefert, derweil ihre eigenen Kinder weit weg sind, ist besonders perfide.
Während France den Boden wischt (und das arbeitende Frankreich am Boden liegt), erklärt Steve ihr, wie er gerade mit Spekulationen zigtausend Euro in zwei Stunden abzockt. Dass alles aktuelle Krisengerede genau wegen dieses untätigen Gewinnstrebens stattfindet, macht Steve nicht sympathischer. Aber er war schon ekelhaft, als er sich ein Model fürs Bett kaufte. Doch die Abneigung ist noch steigerbar! Bis es im Finale endlich mal zur direkten Begegnung desjenigen, der mit seinen Zockereien Tausende Menschen entlässt, und seinen Opfern kommt. In einem Akt großer Solidarität gibt es einen Hauch von Gerechtigkeit, aber kein Happy, sondern ein Open End.
„Mein Stück vom Kuchen", mit dem übrigens auch das Tortendiagramm gemeint ist, kommt dank der prallen Spielfreude von Karin Viard nicht sozialkämpferisch streng rüber, sondern tatsächlich als Komödie.