Venedig. Die „Mostra" Venedigs feiert Film und eine ganze Menge guter Bekannter kommen vorbei. Wenn morgen die 68. Filmfestspiele von Venedig auf dem Lido der Lagunenstadt eröffnet werden, startet tatsächlich wieder eine eindrucksvolle Vorstellung des aktuellen Weltkinos. Und ein Tänzchen der Weltstars: George Clooney, Dauergast und mit seinem Anwesen am Comer See fast Nachbar, bringt seine neue Regie-Arbeit „The Ides of March" als Eröffnungsfilm mit. Später werden unter vielen anderen Al Pacino, Madonna und auch Christoph Waltz erwartet. Der Oscar-Sieger aus Österreich spielt im neuen Polanski „Gott des Gemetzels" („Carnage") an der Seite von Kate Winslet, Jodie Foster und John C. Reilly.
Waltz und die anderen Weltstars
Es sind die ältesten Filmfestspiele der Welt, was man ihren Gebäuden auch ansieht. Doch unter starker Konkurrenz von Rom in Italien und Toronto im Terminkalender, kann die „Mostra del Cinema" wieder mit einem Programm aufwarten, dass nur von Cannes in den Schatten gestellt wird. Neben Roman Polanski, der in „Gott des Gemetzels" das (im Hausarrest fertig gestellte) Kammerspiel zweier Elternpaare aufzieht, deren Söhne miteinander gekämpft haben, startet auch der Kanadier David Cronenberg mit der Verfilmung eines Theaterstücks. Sein mit Keira Knightley, Viggo Mortensen und Michael Fassbender prominent besetztes und teilweise in Nordrhein-Westfalen mit Förderung der Filmstiftung entstandenes Historienstück „Eine gefährliche Methode" basiert auf dem Drama „Die Methode" des britischen Autors Christopher Hampton und ist ein Psycho-Drama im wahrsten Sinne des Wortes: Knightley spielt eine Frau zwischen den beiden Psychologen Sigmund Freud und Carl Jung kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges.
22 Filme gehen vom 31. August bis zum 10. September ins Rennen um den Goldenen Löwen von Venedig. Die USA ist mit fünf Filmen stark vertreten, doch die zeigen alles andere als Hollywood-Stil. Auch der asiatische Film wird vom fließend chinesisch parlierenden Festivaldirektor Marco Müller wieder in den Fokus gerückt. Die Herkunft des „Überraschungsfilms" - eine Marotte Müllers - ist logischerweise noch unbekannt.
Madonna macht auf Skandal
Schon am Donnerstag erwartet die Biennale das nächste Kreischgewitter, das die Pfahl-Festen des alten Insel-Staates erschüttern wird: Madonna zeigt außerhalb des Wettbewerbs ihre zweite Regie-Arbeit. „W.E." ist die herrliche Skandalgeschichte um die Bürgerliche Wallis Simpson, die im Jahr 1936 dem englischen König Edward VIII. den Thron kostete.
Der deutsche Film ist gut vertreten, er wird es aber mangels federführend deutsch produzierter Starter im Wettbewerb nicht dem teutonischen Pavillon nachmachen, der in Sichtweite auf der anderen Seite der Lagune liegend, den Goldenen Löwen der (Kunst-) Biennale erhielt. Neben „Gott des Gemetzels" von Polanski und „Eine gefährliche Methode" von Cronenberg sind drei weitere einheimisch Koproduktionen im Wettbewerb. Mit Spannung erwartet wird auch die Premiere von Romuald Karmakars „Die Herde des Herrn" im Wettbewerb der Nebensektion Orizzonti (Horizonte) und Jessica Krummachers „Totem" in der Settimana della Critica.
Beständig halten sich Gerüchte, dass Festivalleiter Marco Müller, dessen Vertrag ausläuft, zum (neu-)reichen, aber weniger kunstgesinnten Festival Roms wechseln wolle. Dass der neue Festivalpalast auf dem Lido nicht wie angekündigt in diesem Jahr fertig wird, ist kein Gerücht und unübersehbar. Eine riesige Baulücke klafft mitten im Festivalgelände, stört jeden und alles. Wann hier jemals was fertig wird, wagt kaum noch jemand zu prognostizieren. Die Aussichtslosigkeit drückt sich noch in der Renovierung des alten Palastes aus. Gleichzeitig sitzt der „Mostra" Toronto im Nacken. Einige Festivalgäste werden schon früher abreisen, da es in Kanada bereits am 8. September losgeht und auch das dortige Programm kann sich sehen lassen. Die alte Dame unter den Filmfestivals wird wieder einmal glänzen, kann aber auch die Vergänglichkeits-Klischees nicht loswerden.