Russische Föderation 2010 (Kak ya provel etim letom) Regie: Alexei Popogrebsky mit Grigory Dobrygin, Sergei Puskepalis 124 Min.
Es sieht fast aus wie Urlaub: Irgendwo hinter am Polarkreis steht eine einsame russische Wetterstation an der Küste, mitten in einem Übermaß an Natur. Drinnen läuft das ewige Spiel von jung und alt ab. Der Praktikant Pavel Danilov vergnügt sich mit Ballerspielen, während der mürrische Chef Sergei Gulybin ihn ermahnt, niemals ohne Gewehr raus zu gehen, die Wetterdaten immer mit höchster Sorgfalt abzulesen und regelmäßig per Funk zu übertragen. Das muss auch klappen, weil der Alte sich noch frischen Lachs fangen will, in einer Bucht etwas mehr als einen Tag von der Station entfernt. Jetzt ziehen die Schwärme vorbei. Und während Pavel übermütig in wilder Natur rumturnt, sind die Gefahren mannigfaltig. Irgendwo ist ein Bär da draußen, die radioaktive Energie-Quelle strahlt in extremer Dosis.
Während Sergei unterwegs ist, empfängt der Junge die dringende Nachricht eines schweren Unfalls von Sergeis Frau und Tochter. In Panik weiß er nicht, was er tun soll, scheitert darin, den Chef zu finden und schließlich gibt er die Meldung nicht mal nach dessen Rückkehr weiter. Mit Sabotage des Funkgerätes und hanebüchenen Lügen verhindert er den Kontakt zur Außenwelt, gräbt sich immer tiefer in sein Dilemma. Als die Wahrheit ans Nordlicht kommt, eskalieren die Spannungen zwischen den Männern. Pavel fürchtet um sein Leben, flieht zu einer verlassenen Hütte und kämpft nun gegen mächtige Natur sowie einen schwer einzuschätzenden Gegner. Dabei spielt die Isolation eine starke Rolle und provoziert zu wahnsinnigen Handlungen.
Der russische Polarpsycho „How I ended this summer", der 2010 im Berlinale-Wettbewerb startete, fasziniert vor allem durch seine Landschafts-Szenerien. Alles hier wirkt gewaltig und atemberaubend. Nur die Warnungen Sergeis machen anfangs deutlich, dass dies kein Urlaub ist. Der Sound der Funkstatik zerrt ebenso an den Nerven wie die Einsamkeit. Aus dieser emotionalen Herausforderung entwickelt sich langsam die Spannung des Natur-Thrillers. „Shining" flammt auf, die Bedrohung erwächst hier nicht aus Übersinnlichem, sondern aus den verschlossenen Protagonisten selbst. Die eskalierende Action arbeitet geschickt mit den Extrem-Bedingungen des arktischen Settings. In diesem Wahnsinn des Lagerkollers einer speziellen Männer-WG leidet auch etwas die Logik der Erzählung. Doch viele packende Szenen und eine einzigartige Atmosphäre machen „How I ended this summer" sehenswert.