25.1.10
Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen
USA 2009 (Cloudy with a Chance of Meatballs) Regie & Drehbuch: Phil Lord, Chris Miller 90 Min. FSK: ab 6
Es gibt Ideen und Figuren, die scheinbar nur auf 3D gewartet haben: Hamburger, die vom Himmel regnen, beispielsweise. Und computer-animierte Figuren mit geometrischen Körperformen und glatten (Haut-) Oberflächen a la „Jimmy Neutron“. Dass die tolle, umwerfend komische und flotte Animation „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ ausgerechnet eine kluge kritische Parabel gegen den Überfluss in der westlichen Industriegesellschaft erzählt, überrascht zusätzlich.
Flint Lockwood hatte schon als Kind Super-Poster von Super-Wissenschaftlern wie Einstein und Tesla an den Wänden. Doch von seinen ersten Erfindungen blieben ein fliegendes Auto am Meeresboden und fliegende Ratten auf den Telefonleitungen zurück. Auch die Aufsprühschuhe und den Affengedankenleser möchte er manchmal lieber loswerden. Jetzt als Jugendlicher will er seine graue Heimat-Insel Swallow Falls mit himmlischer Speisung beglücken. Ist doch die kleine Stadt seit Jahren gezwungen, immer und nur Sardinen zu essen, weil ihnen niemand mehr den üppigen Fischfang abkauft. Nachdem Flint, der verrückte Wissenschaftler in Junior-Version, wieder eine seiner üblichen Katastrophen verursacht hat, regnet es tatsächlich Hamburger vom Himmel. Flint hat einen Regen-Modulator in die Wolken geschossen und kann nun Wunschmenüs hoch senden. Von der Frühstücksfront fallen Eier mit Speck auf die Insel. Am Ende des Regenbogens hagelt es Bonbons. Neben Freude und Tourismus kommt auch wieder Farbe ins beschauliche Nest.
Doch vor allem die Wünsche des monströsen Bürgermeisters nehmen überhand, der Modulator läuft heiß und die Nahrungsmittel fallen immer größer vom Himmel. Eine echte Katastrophe bahnt sich an, doch die Bürger wollen immer mehr und der endlich mal beachtete Nerd Flint kann nicht Nein sagen...
Dieser großartige, knallbunte Spaß ist den Machern in jeder Hinsicht gelungen. Tolle Ideen prasseln nur so in die Geschichte. Es gibt klasse Figuren zuhauf, da hört es bei den üblichen „Sidekicks“ wie dem sprechenden Affen längst noch nicht auf. Auch im großen Finale kann die Ideen-Maschine noch einmal Gas geben, dann stürzen sich Flint und seine ungewöhnlichen Freunde in das Auge des Essens-Orkans wie einst die X-Wing-Flieger auf den dunklen Planeten. Parallel zur Reise zum Mittelpunkt der Nahrungs-Maschine rüsten sich die Inselbewohner zur Flucht auf Toastbooten. Der Sturm irrer und schräger Einfälle (im Stille von Wallace & Gromit) will einfach nicht stoppen.
An „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ kann man sich nicht satt sehen. Sätze wie: „Was wenn wir den Mund zu voll genommen haben?“, könnten allerdings sauer aufstoßen, während man mit Tonnen von Popcorn und Liter-Bechern braunen Zuckerwassers im Kino sitzt. Ist es ein Widerspruch in sich, wenn die Leinwand-Helden wegen zu viel Junk Food ein Fresskoma erleben und wir gerade im 3D-Kino sitzen, das doch Ausdruck von Überfluss und hemmungslosem Wachstumsdenken darstellt? Auf jeden Fall ist es eine besondere Leistung, sich mitten im größten Popcorn-Vergnügen der Kino-Geschichte Gedanken über Wissenschaft und Wirtschaft ohne Moral zu machen!