26.1.10
Holocaust-Gedenken beim New York Jewish Filmfestival
Zwei historische Filmstarts in New York
New York. Das New York Jewish Filmfestival (13. bis 28. Januar) widmet sich traditionsgemäß dem Holocaust-Gedenken - mit Filmen, die Erinnerung wach halten und versuchen, das unbegreifliche Grauen in Ansätzen erfahrbar zu machen.
In diesem Rahmen war es eine ganz besondere Ehre, dass der deutsche Film „Unter Bauern“ das 19. New York Jewish Filmfestival eröffnen durfte. Regisseur Ludi Boeken, die Hauptdarstellerinnen Veronica Ferres, Margarita Broich und Lia Hoensbroech sowie die unermüdlichem mittlerweile 96-jährige Marga Spiegel selbst, deren dramatische Geschichte im Film erzählt wird, erlebten eine weitere Station auf der erfolgreichen Tour des Films. Der in Westfalen gedrehte und von der Filmstiftung NRW geförderte "Unter Bauern" erzählt von der jüdischen Familie Spiegel, die von westfälischen Bauern versteckt wurde und nur so der Deportation durch die Nazis entging. Nach der Premiere auf der Piazza Grande Locarnos und einer bewegenden Vorstellung in Israel kam die außergewöhnliche Rettung dreier Juden auch in New York an. Die Premiere von „Unter Bauern“ versammelte Zuschauer, die fast alle eigene Holocaust-Erlebnisse mit sich tragen. „Ich werde dieses Kino als anderer Mensch verlassen“, lautete eine der bewegten Stellungnahmen nach der Vorführung. Veronica Ferres nahm dieses und anderes Lob gerührt entgegen. Der Niederländer Ludi Boeken, dessen Eltern auch von (niederländischen) Bauern vor der antisemitischen deutschen Verfolgung gerettet wurden, moderierte mit persönlicher Anteilnahme und professioneller Erfahrung aus zahlreichen eigenen Produktionen die vielen Begegnungen des Abends.
Auch für Joachim von Mengershausen, der sehr erfahrene Produzent der Kölner „FilmForm“, war die Eröffnung mit seinen „Bauern“ ein denkwürdiger, ein historischer Moment. Gleichzeitig lief - nur ein paar Straßen weiter - seine mehrfach ausgezeichnete Dokumentation „Auf der Suche nach dem verlorenen Gedächtnis“ (Regie: Petra Seeger) erfolgreich in der amerikanischen Kultur-Metropole. Der Film über den jüdischen Neurologen und Nobelpreisträger Eric Kandel startete am 8.1.2010 in Amerika: So etwas habe er seit Edgar Reitz nicht mehr erlebt, meinte Mengershausen denn auch begeistert. Nach gezielten Einsätzen in mehr als 30 jüdischen Filmfestivals wird auch „Unter Bauern“ im Herbst einen regulären US-Start erleben.
Heute Abend wird ein weiterer von der Filmstiftung NRW geförderter Film und in Nordrhein-Westfalen gedrehter Film das New York Jewish Filmfestival beenden: „Within the whirlwind“, die Eugenia Ginzburg-Autobiographie der Oscar-Siegerin Marleen Gorris ("Antonias Welt") mit Emily Watson in der Hauptrolle, läuft als Abschlussfilm und als weiteres Beispiel nachhaltiger Erinnerungs-Arbeit im oft lauten und kurzatmigen Filmgeschäft.