18.1.10
Wenn Liebe so einfach wäre
USA 2009 (It`s complicated) Regie, Drehbuch: Nancy Meyers mit Meryl Streep, Steve Martin, Alec Baldwin 120 Min. FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
„Was Frauen wollen“ und „Was das Herz begehrt“ - diese Titel aus ihren vielen Kino-Erfolgen sind auch Programm für Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Nancy Meyers. Ihr gelingen Komödien für das weibliche Publikum, das sich ein wenig jenseits des Teenager-Alters mit anderen Problemen plagen muss. Das mag nicht jedermanns Vergnügen sein, aber in ihrem Fach ist Nancy Meyers eine Königin.
Und wer wäre geeigneter als Meryl Streep in der Rolle der seit Jahren geschiedenen, selbständigen und doch noch so jugendlich verführbaren Meisterbäckerin Jane Adler. Zuerst muss Jane schlucken, weil das befreundete Paar immer noch verheiratet ist, während die neue Mrs. Agnes Adler (Rita Wilson) einen model-mäßigen Auftritt bei der Gartenparty hinlegt. Doch dann stürzen Mr. Jake Adler (Alec Baldwin) und seine geschiedene Adlerin Jane bei den Schulabschluß-Feierlichkeiten des gemeinsamen Sohnes in New York ganz fürchterlich ab. Plötzlich wird die Komödie, der man unwissend Harmlosigkeit unterstellte, deftig: Nach dem Akt greift er ihr zwischen die Beine und stammelt selig „Home, Sweet Home“. Sie kotzt daraufhin in die Nachttisch-Schublade.
Was bleibt, sind Kater und Verwirrung bei Jane: Die Affäre mit dem Ex bringt zwar guten Sex, aber ist es nicht auch Rache an der jüngeren? Auf jeden Fall ist es das Verrückteste, das Jane jemals gemacht hat! Meint sie bis dahin! Denn es kommt noch der erste Joint nach 27 Jahren hinzu, der die Alten auf der Party der nächsten Generation zu „Benny and the Jets“ von Elton John mächtig Drama und Stimmung machen lässt. Die Kinder staunen nur noch und auch das Publikum wundert sich: Wenn der Bikini-Wax von Streep erwähnt wird, ist das ziemlich drastisch für Meyers und macht Spaß.
Bei der bekifften Party fragen die Beach Boys „Wouldn’t it be nice if we were older?“ (Wäre es nicht schön, wenn wir schon älter wären?) Der Film von Meyers gibt die Antwort: Das (Liebes-) Leben ist auch in ein paar Jahrzehnten nicht weniger kompliziert, „It’s complicated“ heißt der Film treffender im Original. Nach weiteren herrlich chaotischen Szenen erinnert die Komödie eher an Liebeswirren von Hal Hartley, den heute leider niemand mehr kennt. Andererseits gibt die Streep (wieder) eine perfekte Köchin und Versorgerin - bei „Mutter ist die beste“ werden Feministinnen nichts zu lachen haben. Oder schmelzen sie vielleicht auch etwas dahin bei einer Liebesnacht mit selbstgemachten Schoko-Croissants? Doch da ist noch - denn es ist ja kompliziert - der andere Mann: Architekt Adam (ein gebremster Steve Martin) redet viel zu viel bevor er küsst. Außerdem fährt er keinen Porsche, jammert seiner Scheidung nach und ist abschreckend harmlos. Jane steht zwischen Tarzan und intellektuellem Weichei - keine berauschende Wahl!
Aber egal wie man zu dem Spaß steht, langweilig ist er nie. Wie lautet einer der nette Sätze des Films: Spaß wird doch nicht überschätzt! Meryl Streep kann so herrlich lebendig und jugendlich wirken. Das Entsetzen angesichts der Nebenwirkungen von Schönheits-Chirurgie glaubt man ihr glatt oder faltig. Baldwin macht mal nicht in Action und gibt den Macho-Clown, dem seine jüngere Frau und die verkrampften Samenspenden für weiteren Nachwuchs eher peinlich sind. Mit deutlich heraus gestelltem Bauch gibt er eine Witzfigur, sein Jake kann seine Jane aber jederzeit wieder verführen.
(Bei deftigen sexuellen Details gab es in den USA ein R-Rating, also nur in Begleitung Erwachsener. Aber Jugendliche unter 40 wollen den Film sowieso nicht sehen. Wie in Deutschland eine Freigabe ohne Altersbeschränkung zustande kam, wäre noch zu klären.)