11.11.09
Rage DVD
Großbritannien 2009, Regie und Buch: Sally Potter
Ein Mord auf dem Catwalk! Man kann sich das Gekreische der Models lebhaft vorstellen. Man muss sich die Aufregung tatsächlich vorstellen, weil die ebenso feministisch wie artistisch avancierte Regisseurin Sally Potter mit „Rage“ einen außergewöhnlich spannenden Film inszeniert hat: Vor der Kamera des immer mehr umworbenen Regisseurs und Bloggers Michelangelo geben die Beteiligten an einer Modenshow, die mehrmals dramatisch schief geht, ihre Kommentare ab und entblößen sich im Laufe des Films. Das gelingt Potter mit einem exquisiten Cast. Grandios etwa ein kaum erkennbarer Jude Law als Model und Transvestit Minx. Oder Steve Buscemi als zynischer Kriegsfotograf, der auch in der Modebranche ganz gut zurecht kommt. Dazu Judi Dench, John Leguizamo, Dianne Wiest. Sie alle geben ungeschnittene Einzelinterviews vor monochromen Hintergründen verschiedener Farben. Das Drama kommt nur als Quietschen und Schreien aus dem Off. Wie beim Theater. Aber trotz dieser scheinbaren Einschränkung kommen packende Porträts zum Vorschein und eine andere Sicht auf die Mode-Szene als in Altmans „Pret-a-porter“.
Abseits von diesen offensichtlichen Besonderheiten ist auch „Rage“ ein sehr kluger Potter-Film: Filmgeschichtlich konnte man bei allen Marketing-Versuchen zum Parfüm „M“ die Variante „M is for Murder“ früh riechen. (Und hieß nicht auch die Bond-Rolle von Judi Dench „M“?) Es geht um Kunst und Kommerz, egozentrische Gestalten in der Kunstszene, um die Magersucht der Modells, die Ausbeutung der Näherinnen in der Dritten Welt für exklusive Markennamen und neben vielem anderen auch um die Konflikte mit Menschen aus dem Nahen Osten.
Neben der unbedingt auszuwählenden Originalversion bieten die DVD-Boni nicht viel.