3.11.09
Looking for Eric
Großbritannien, Frankreich, Italien, Belgien, Spanien 2009 (Looking for Eric) Regie: Ken Loach mit Steve Evets, Eric Cantona, Stephanie Bishop, Gerard Kearns, Stefan Gumbs 117 Min. FSK: ab 12
Der britische Film- und Sozialkämpfer Ken Loach, der für den irischen Bürgerkriegsfilm „The Wind that shakes the Barley“ 2006 die Goldene Palme gewann, gönnt uns zu seinen vertrauten Themen aus dem britischen Arbeitermilieu mit seiner schönen Komödie „Looking for Eric“ viel Lachen und ein Happy End. Das Leben des Postboten Eric Bishop (Steve Evets) bricht zusammen, als er seine alte Liebe Lily wiedersehen muss. Stiefsohn Ryan droht unter die Kontrolle eines psychopathischen Gangsters zu geraten, der jüngere Stiefsohn zieht sich Besorgnis erweckend zurück. Die Post stapelt sich im Wohnzimmer Erics und Glück kennt sein Leben schon lange nicht mehr. Als Eric jedoch einen Joint seines Stiefsohnes raucht, erscheint ihm sein großes Idol, der Fußballer Eric Cantona. „Erscheinen“ ist vielleicht nicht das richtige Wort, denn der Star von Manchester United tritt einfach aus dem Riesenposter heraus, das bei Manu-Fan Eric im Zimmer hängt.
Von nun an begleitet der große Eric Cantona den kleinen Eric Bishop - wobei nur er allein den bärtigen Fußball-Helden sieht. Dessen Ratschläge klingen nicht nur wegen der Übersetzungen aus Cantonas Muttersprache Französisch etwas abstrus: „Wenn die Möwen einem Fischerboot folgen, liegt das daran, weil sie denken, Sardinen würden in den Ozean geworfen.“ Trotzdem bringt dieser Berater den verzweifelten Eric dazu, wie einst er auf dem Fußball-Platz, auch im Leben etwas zu wagen, neue Wege zu gehen und sich selber immer wieder zu überraschen. Der virtuelle Freund ändert das Leben des Postboten Eric nachhaltig. In einer großen sozialistischen Solidaritätsszene - wir sind immer noch bei Ken Loach - besiegen drei Fanbusse mit Postboten, die alle Cantona-Masken tragen, selbst den brutalen Gangster.
Mit dem französischen Fußball-Star und ehemaligen Manchester United-Spieler Eric Cantona lässt der Film einen Star auflaufen, der nicht aus der Kinowelt kommt. Eine clevere Besetzung von Ken Loach, denn noch nie wurde ein Film von Ken Loach mit so vielen Kopien ins Kino gebracht, wie „Looking for Eric“. Cantona, der schon in einigen Filmen mitmachte, hat sichtlichen Spaß am neuen Spiel. Eher bedächtig äußert er sich mit Sachverstand zum Filmen und dem Leben an sich. Wer bei ihm auf die üblichen Fußballer-Dummsprüche wartet, ist auf dem falschen Platz. Drehbuch-Autor und Fußball-Fan Paul Laverty weiß, dass Fußball und Film einer unterschiedlichen Dramatik unterliegen. Fußball hat einen anderen Rhythmus und lebt vom Unvorhersehbaren, wie beim Last Minute-Sieg von Manu gegen die Bayern im Champions League-Finale. Zusammen gelang der Dreier-Spitze Loach-Cantona-Laverty ein überzeugender Spaß, der einen plötzlich wieder an den Erfolg des Sozialismus glauben lässt.