17.6.09

State of Play


USA 2009 (State of Play) Regie: Kevin Macdonald mit Russell Crowe, Ben Affleck, Rachel McAdams 127 Min. FSK ab 12

Ein hoch spannender Polit-Thriller im klassischen Stil. Ein Star-Film, der mal sorgfältig inszeniert wurde und richtig gut funktioniert. Ein kluger wie aktueller Beitrag zur Zukunft von Qualitäts-Journalismus zwischen Zeitungskrise und Online-Hype. „State of Play“ erfüllt alle Wünsche, die man an gute, spannende Kino-Kost stellte.

Der irische Journalist Cal McCaffrey (Russell Crowe) ist mit seinen lässigen Klamotten und dem alten Saab das Klischee des altmodischen Reporters in Fettdruck. Für den Washington Globe recherchiert er zu einem vermeintlichen Mord im Drogenmilieu, doch schnell ergibt sich eine Verbindung mit der jungen Frau, die vor eine U-Bahn gestoßen wurde. Sie war Assistentin und Geliebte eines alten Freunds von Cal. Collins (Ben Affleck) ist nun  Kongressabgeordneter und befragt in einem Untersuchungsausschuss des Kongresses knallhart die privatwirtschaftlichen Söldner-Firmen, die im Irak und Afghanistan das Image der USA noch ein wenig mehr in den Dreck gezogen haben. Bei dieser heiklen Recherche voller Loyalitätskonflikte muss sich Cal auch noch mit der jungen Onlinekollegin (Rachel McAdams) sowie mit Collins Frau (Robin Wright Penn) auseinandersetzen, die einst seine Geliebte war. Derweil lauert ein Killer im Hintergrund...

Es hätte nicht einer extrem spannenden Szene in der Tiefgaragen bedurft, um an "Die Unbestechlichen" zu erinnern. Genügend Hinweise zum Watergate-Hotel erfüllten diese Aufgabe bereits. Und „State of Play“ kann sich ruhig mit dem Klassiker in Sachen Journalistenfilm und Polit-Thriller messen. Vorlage für diesen in jeder Hinsicht gelungenen Qualitätsfilm war eine sechsteilige Miniserie der BBC, die gekonnt komprimiert wurde.

Die angeklagten Firmen profitierten vom Goldrausch im Sicherheitsgewerbe, der auf den angeblichen Muslim-Terror aufbaut. Sümmchen von 30-40 Milliarden Dollar und die gefährliche Privatisierung von Sicherheit sind im Hintergrund hochpolitische Themen, die ansonsten nur Michael Moore in seinen Dokus anfasst. Und da alles zusammenhängt ergibt sich am Ende eine Geschichte aus Geschäft und Gefühl, aus Politik und Verrat, die uns nach der Guillaume-Affäre um Willy Brand gar nicht so unwahrscheinlich vorkommt.

„State of Play“ begeistert auch mit einer Super-Besetzung: Neben Russell Crowe, der viel Gewicht und eine enorme Leinwand-Präsenz wirft, beeindruckt die scheidungs-geübte Robin Wright Penn als Ehefrau des Kongress-Abgeordneten und Ex-Geliebte des Journalisten Cal. Helen Mirren hat als Chefredakteurin mit scharfen Blick und messerscharfer Intelligenz eine Paraderolle.

Konstant pressiert nicht nur die „Deadline“ des Redaktionsschlusses, auch die finanzielle Situation der Zeitung will die Schreiber und die Schreibe beeinflussen. Delikat ist, dass die neuen Eigner des Verlages wirtschaftlich mit den im Kongressausschuss vorgeladenen Sicherheits-Firmen verbandelt sind. Da muss die Redaktion Rückgrat beweisen. Ob sie diesen Text jetzt auf Zeitungspapier oder Online im Blog lesen, macht nach der anfänglichen Meinung des Films einen Qualitätsunterschied aus. Nicht nur mit coolen Sprüchen („The coffee is free, so is the press“) und im gegeneinander vom alten Hasen des investigativen Journalismus (Crowe) und flottem Hasen der schnellen Online-Meldung (McAdams) wird die Zukunft der Print-Presse klug diskutiert. Er schreibt noch mit Kuli und Papier, sie tippt auf dem MacBook. Doch am Ende arbeiten sie zusammen und sorgen unter Druck des Redaktionsschlusses (klassischer Spannungstrick „Hold the press“) dafür, dass die Wahrheit in Form einer dicken Schlagzeile ans Tageslicht kommt.