2.6.09

Public Enemy No. 1 - Todestrieb


Frankreich 2008 (Mesrine: L'instinct de mort) Regie: Jean-François Richet mit Vincent Cassel 133 Min. FSK: ab 16

Wieder beginnt es mit dem Ende und sehr blutig: Der Schwerverbrecher Jacques Mesrine wurde 1979 von der Polizei in Paris auf offener Straße hingerichtet und nachdem der erste Teil seiner schwer erträglich eitlen und brutalen Filmbiografie so etwas wie den „Aufstieg“ des Mörders, Bankräubers, Entführers und legendären Ausbrechers aufwendig bebilderte, könnte man jetzt im ausgedehnten zweiten Teil vom Niedergang reden. Da gesellschaftlicher Bodensatz nicht allzu viel Fallhöhe bietet, gesellen sich Wahnsinn und noch mehr Gewalt zu diesem Schwanengesang einer höchst problematischen (Film-) Figur.

Vor einer furchtbar hektischen Kamera setzt sich die Räuberpistole fort. Im Fokus der Großkotz Mesrine (Vincent Cassel), wie er erstaunlich dämlich Banken beraubt, seine Verhaftungen zelebriert und immer wieder spektakuläre Ausbruche hinlegt. Und weil er sich wirklich immer besonders dämlich an bei den Raubzügen anstellt, gibt es viele Gelegenheiten für Knalleffekte. Schon zu Lebzeiten wurde Mesrine als Clown angesehen, ein Mit-Flüchtling staunt nur noch angesichts dessen Hybris. Mesrine nimmt im späteren Verlauf seiner „Karriere“ nichts mehr ernst. Mit Panzerfäusten greift er ein Hochsicherheitsgefängnis an - erfolglos. Dann sieht er sich, inspiriert von den Roten Brigaden und der RAF als Revoluzzer. Die Piaf singt „Rien de rien“, der behauptete Existenzialismus steckt schon im Titel und spätestens hier ist der Film auch lächerlich. Als Mesrine einen missliebigen Journalisten zu Brei schlägt, hat der Film gänzlich verloren - nicht nur bei den Journalisten. Dass Rassismus gegen Algerier wenigstens formal den Kreis der psychologischen Grundstruktur Mesrine schließt, darf dem Film ebenso zu Gute gehalten werden wie die nette historische Auto-Revue. Wenn sich Mesrines Haupt voll Blut und Wunden zur letzten Ruhe neigt, die Glorifizierung auf eine unmögliche Spitze getrieben wurde, darf man sich endgültig abwenden von diesem im Grundsatz misslungenen Filmprojekt.