1.5.07
Spider-Man 3
USA 2007 (Spider-Man 3) Regie: Sam Raimi mit Tobey Maguire, Thomas Haden Church, Kirsten Dunst
Kinder starren in den Straßen New Yorks staunend auf eine Videowand mit Clips von Spidermans neuen Heldentaten. Stolz weist der Held im Peter Parker-Inkognito neben ihnen darauf hin, dass der Film gleich wiederholt wird. Zwecklos: Die Kids drehen ab. Der dritte "Spiderman" will eher Fortsetzung als Wiederholung sein, geriet aber zu mehreren Filmen, die sich nicht recht zusammenfügen.
Im oscarreifen Vorspann zeigen sich schon diese Facetten in einem Netz aus Spiegel-Brechungen. Doch erst setzt man uns bürgerlicher Normalität aus, während draußen die Gefahren Gestalt annehmen. Peter Parker (Tobey Maguire) hat als sehr beliebter Superheld, als glücklich verliebter und in dieser Harmlosigkeit schwer erträglicher Jüngling den Verlobungsring schon in der Tasche. Mary Jane Watson (Kirsten Dunst) steht auf einer Broadway-Bühne vor ihrem ersten großen Auftritt. Dann die typischen Beziehungsprobleme: Er ist im Beruf erfolgreicher, sonnt sich im Ruhm, während sie aus ihrer Rolle geschmissen wird. So ein ausgebreitet fernsehmäßiges Beziehungsdrama interessiert nicht, meinen Sie? Richtig! Aber "Spider-Man 3" lässt sich dreist viel Zeit, bis er zur Sache kommt.
Rund eine Stunde baut Regisseur Sam Raimi seine Figuren auf: Ein liebender Vater gerät in Verzweiflung zum gigantischen und kriminellen Sandsturm. Ein eindrucksvolles Fest für digitale Effekthaischer. Dazu zeigt weit hergeholter, schwarzer Alien-Schleim Parker die dunkle Seite der Macht auf. Der rot-blaue Ganzkörper-Latex kommt in den Koffer, ein schwarzer Spider-Man nimmt sich ganz dreist eine Menge heraus, Tobey Maguire wirkt als Superman mit Hitler-Pony und Soulgehampel allerdings wie eine Witzfigur. Kann dieser immer noch jungenhaft wirkende Star nur mit Maske cool sein?
Splitter mehrerer Filme bremsen die Dynamik von "Spider-Man 3" aus. So kommt der fortgeführte Konflikt mit dem ehemaligen Kumpel und Schurken-Erbe Harry Osborn (James Franco) nicht genügend zur Geltung. Wenn die Jungs dann um eine Frau raufen, ist die Comic-Adaption ganz Kinderfilm. Selbstverständlich wird in rasender Action durch Häuserschluchten geschlingert. Dem organischen Vernetzen der fliegenden Spinne steht der technischen Firlefanz von Harry gegenüber. Eindrucksvoll auch wie der frisch mutierte Sandmann nach seiner Form sucht, das hat was von der Tragik eines Golem, da blitzt eine andere Dimension auf.
Ansonsten kann man lachend mit Parker, dem der Sand aus den Latex-Anzug rinnt, rätseln: Wo kommen diese Typen bloß immer her? Vom Comic-Autor Stan Lee (der selbst ganz kurz mit silbernem Schnurrbart neben Maguire zu sehen ist). Doch eindrucksvoll oder tragisch ist dieser dritte Film nicht mehr. Bemerkenswert nur am Ende, dass Vergebung statt Rache den Kampf gewinnt. Da wünscht man sich, der ganze Film sei so erwachsen.