14.5.07

Das perfekte Verbrechen


USA 2007 (Fracture) Regie: Gregory Hoblit mit Sir Anthony Hopkins, Ryan Gosling, David Strathairn 112 Min. FSK: ab 12
 
Vor zwölf Jahren herrschte "Zwielicht" in einem raffiniert überraschenden, brillant gefilmten und gespielten Gerichtsthriller: Star Anwalt Martin Vail (Richard Gere) siegte mit seinem Lächeln und fiel auf einen jungen Verdächtigen rein, der aus dem Haus eines brutal geschlachteten Bischofs türmte. Das Motto des Films lautete: "Wenn du Gerechtigkeit willst, geh in einen Puff. Willst du gefickt werden, dann geh ins Gericht."
 
Jetzt: "Das perfekte Verbrechen". Wieder brillante Bilder, ein raffiniertes Spiel mit Spiegelungen, eitle Selbstüberschätzung verkörpernd. Unter spannungstreibenden Flugaufnahmen gleitet diesmal nicht Richard Gere in seinem Markenzeichen-Mercedes durch die Landschaft, Anthony Hopkins rast als schwerreicher Ingenieur Ted Crawford im BMW kaltblütig vom Lotterbett seiner Frau nach Hause, um sie dort später zu erschießen. Doch diesmal sind die Rollen vertauscht, der alte Star Hopkins darf mit dem Jungen spielen - Crawford führt den eitlen Star- und Staatsanwalt Willy Beachum (Ryan Gosling) vor.
 
Beachum hat als dümmlich smarter Schnellaufsteiger die Staatsanwaltschaft schon längst hinter sich gelassen, um bei einer noblen Kanzlei viel Geld zu machen. Der Mordversuch Crawfords soll sein letzter Fall werden, der Ankläger ist gerade mehr mit Smoking-Einkauf und Bürodekoration für seinen nächsten Job beschäftigt. Es gab ein schnelles Geständnis, ein klarer Fall, der Mörder will sich sogar gegen alle Empfehlungen selbst verteidigen. Doch dann merkt man, dass gar keine Tatwaffe da ist.
 
Die Gerichtssitzung beginnt als Komödie eines unaufmerksamen Angeklagten und Verteidigers in Personalunion. Crawford spielt den Narren und führt als vernichtenden Schlag einen neuen juristischen Terminus ein: "fucking the victim". Ein Polizist und Hauptzeuge war nicht zufällig auch der Geliebte des Opfers!
 
Diese Rolle ist ein gefundenes Fressen für Hopkins. Seinen Figuren traut man alles zu, und dieser Angeklagte enttäuscht nicht: Crawford lässt Beachum so was von lässig auflaufen, da sind gleich ein paar Szenen Anwärter auf die Sammelrolle zur Filmgeschichte. Das ist Hannibal Lecter, der unblutig seine Gegner schon im Anfangsverhör vernascht. In einer dieser sagenhaften Momente, erzählt Crawford, wie er den schwachen Fleck, den Riss ("Fracture") in der Schale von jedem erkennt. Und Willy sei ein "Winner", ein Sieger. Doch auch der geniale Entwurf eines perfekten Verbrechens hat einen kleinen Riss. Das Duell der beiden bleibt bis zum Ende höchst spannend.
 
Die Texte (im Original) konkurrieren in ihrer Brillanz mit den Bildern, die sich zunehmend verdunkeln. Dazu bis in die hinteren Ränge hervorragendes Schauspiel - Hoblit, der seit "Zwielicht" viel Fernsehen und zwischendurch den übersinnlichen Thriller "Fallen" mit Denzel Washington realisierte, schließt nahtlos an seinem Meisterwerk an, ohne dass es jemals langweilig wird.