kann doch nicht funktionieren. Doch, und wie: Die Jubiläums-Kompilation
„Chacun son cinema" reiht nahezu ausnahmslos eine Filmperle an die
nächste, begeistert, rührt, amüsiert und erweist sich als perfektes
Geburtstagsgeschenk an alle Cineasten.
60 Jahre Cannes war der Anlass, Kino das Thema. Und zwei Stunden lang
können große, staunende Augen auf und vor der Leinwand nicht genug
bekommen von den magischen Momenten. Dabei rührt „Chacun son cinema" an
Kino-Erinnerungen, eine Melodie von Angelopoulos, ein Blick von
Mastroianni, das Ende von „Romeo und Julia". Chabrol lässt etwa das
Kennenlernen seiner Eltern bei Fred Astaire und Ginger Rodgers, das Kino
als Versteck des kleinen Halbjuden, die wachsende Kinoliebe erleben und
schließlich die Mutter im Kino sehen, wie Chabrol seinen ersten Oscar
neben Astaire und Rodger in Händen hält. Alles in drei Minuten wohlgemerkt!
Über fast alle der 33 Meisterwerke könnte man schwärmen, bemerken, dass
Mastroianni eine ganz besonderen Platz in der Erinnerung hat und dass
gleich zwei Regisseure (Alejandro Gonzalez Iñarritu, Chen Kaige) das
unfassbare Erlebnis Film mit dem Extrem eines blinden Kinofans spürbar
machen. Trauer um den Niedergang des Kinos spürt man in mehreren
Episoden, knallhart und extrem sagt es nur David Cronenberg, der sich
selbst beim Selbstmord des letzten Juden der Welt im letzten Kino der
Welt live überträgt.
Lars von Trier zerschmettert den Kopf eines störenden Zuschauers,
Wenders zeigt Kinder-Gesichter des Krieges, Moretti schwelgt auf seine
witzig leidenschaftliche Art in eigenen Kino-Erinnerungen, in seinem
„Tagebuch eines Kinogehers". Wong Kar Wai taucht ein in Kinoerotik,
Egoyan verbindet per modernem Blackberry-Handy zwei Säle und lässt die
„Jeanne d'Arc" von Artaud in seinem „Schätzer" verbrennen.
Aber allen ist gemeinsam: Sie konzentrieren die Kinogemeinschaft der
großen Gefühle auf eine Gemeinschaft des großen Kinogefühls. Und dafür
gibt es wohl keinen besseren Ort auf der Welt als Cannes.