26.3.07
Stellas Versuchung
GB 2005 (Asylum) Regie: David MacKenzie mit Natasha Richardson, Ian McKellen, Marton Czokas, Hugh Bonneville 99 Min.
Inmitten einer tödlich langweilig gemusterten Gemeinschaft sumpft Stella (Natasha Richardson) in ihrem Frust: Sie folgte dem Gatten Dr. Max Raphael mit dem Sohn in eine, auf dem Lande abgelegene psychiatrische Anstalt. Nun wird das Leben im England der späten 50er so geschildert, dass für jeden noch minimal lebendigen Menschen jedwede Flucht erstrebenswert scheint. Doch diese Anstalt ist eine von denen, wo nicht klar ist, auf welcher Seite der Gitterstäbe die wahren Gefangenen sitzen.
Stella verfällt jedenfalls dem einzigen interessanten jungen Mann der Umgebung, dem Patienten Edgar Stark. Erkundungen bei den Ärzten über dessen Vergangenheit erhalten unklare Antworten und so kümmert sich Stark erst um den Garten und dann um den Körper der Hausherrin. Diese verspürt eine zunehmend wahnsinnige Anziehung und bricht mit allen Regeln, um bei ihrem Geliebten zu sein. Doch: Wer in der Psychiatrie lebt, sollte nicht im Glashaus die Kleider von sich werfen. Es kommt zum Eklat und später zu Katastrophe. Der ältere Doktor Peter Cleave (Ian McKellen) zeigt sich anfangs als stiller, aber eifersüchtiger Beobachter. Wie er seine Fäden spinnt, überrascht und lässt schaudern.
Der Begriff "amour fou" - wahnsinnige Liebe - bekommt einen bitteren Beigeschmack, wenn Frauen, die sich nicht mit der Trostlosigkeit ihrer Position abfinden, in der Psychiatrie landen. Was als dichte Psychostudie mit geschliffenen Dialogen und sehr schönen Bildern beginnt, endet extrem dramatisch. Das kann man mögen oder nicht. Eindrucksvoll bleibt vor allem Natasha Richardson in einer Rolle, für die sich fünf Jahre lang kämpfte. Vorlage des Films ist der Roman "Asylum" (dt. Titel: Stella) von Patrick McGrath. Ian McKellen ist wieder eine Kategorie für sich. Wer ihn nur als "X-Man" oder als Gandalf kennt, verpasst bei diesem Edelmann der britischen Schauspieler-Creme sein wirkliches Können.