20.3.07

Alpha Dog


USA 2006 (Alpha Dog) Regie: Nick Cassavetes mit Ben Foster, Shawn Hatosy, Emile Hirsch 118 Min.
FSK ab 16
 
Da trifft ein ernsthafter Filmemacher, ein exzellenter Regisseur von Familiengeschichten auf eine Figur der Klatschseiten, auf einen jungen Kriminellen, der so fragwürdig Karriere machte, dass auch dieser Film ihm nichts abgewinnen kann. So kann sich das Boulevard ein paar intime Einblicke in das Leben des lang vom FBI gesuchten und noch nicht verurteilten Jesse James Hollywood erhoffen. Dessen fiktive Umsetzung Johnny Truelove in Cassavetes Film "Alpha Dog" geriet allerdings so uninteressant, dass man sich wieder auf die Familienbande der verwöhnten Kleingangster konzentriert. Diesen Fokus begleiten viel Lärm und Gewalt.
 
Reiche Kids aus Kalifornien handeln mit Drogen und imitieren die Videos der Gangster-Rapper. Wenn sie sonst keine Probleme haben ... könnte man diese besonders unsinnig verlorene Generation abschreiben. In unserem Fall kommen Überdosen Steroide und Adrenalin hinzu und führen zum Drama, dass man nicht unbedingt als solches sehen muss: Johnny Truelove (Emile Hirsch), ein Dealer aus dem kalifornischen San Gabriel Valley, hat Probleme mit einem seiner Kuriere. Jake (Ben Foster) schuldet ihm ein paar Hundert Dollar und tickt nach einer Ermahnung vor Wut für mehrere Tausend Dollar aus. Johnny nimmt daraufhin - eher zufällig als irgendwie geplant - Jakes 15-jährigen Halbbruder Zack als Geisel. Der wird in der Gang herumgereicht, was eher einem Partymarathon als einem Verbrechen gleicht. Zack findet das auch alles ganz große Klasse, kifft und flirtet wie blöd.
 
Doch das Jüngelchen stirbt letztlich wegen einer juristischen Absurdität: Für eine Entführung erwartet den Drogendealer "lebenslänglich". Ein Mord ist angeblich nicht so schwerwiegend. Nun muss ausgerechnet Frankie (Justin Timberlake), dem Zack besonders ans Herz gewachsen ist, den Mord erledigen.
 
Mit inszenierten Kommentaren über das Geschehen und bekannten Schauspielern (Bruce Willis, Sharon Stone, Harry Dean Stanton, Timberlake) bekommt die Gangster-Pistole ein Gewicht, dass sich vielleicht nur Fans berühmter Krimineller erschließt. Ein Verfall von Moral ist zu sehen, lässt einen aber auch kalt. Ist diese Welt zu weit von uns weg? Verstellen uns gerade Stars wie Justin Timberlake und Bruce Willis den Blick auf soziale Feindarstellung? Trotz vieler Drehbuchänderungen - hauptsächlich wegen juristischer Probleme - konzentriert sich die Entwicklung allein in einem kleinen Drama, einem großen Blödsinn. Die Figuren sind durchgehend statisch. Der neue Film von Cassavetes ist eine Enttäuschung.